Dieses Jahr, so der erste und bereits betrübliche Eindruck, scheint nicht besser werden zu wollen als die Jahre zuvor. Wieder waren da hehre Ziele, wieder wurde es ein verheerender Start. Im Grunde ist das gesamte Jahrzehnt eine verhaltensauffällige Ansammlung von Krisen, Kriegen und nicht verhinderten Katastrophen. Fast wünschte man sich jemanden, der ein Dekret erlässt, das schlechte Nachrichten verbietet, diese am besten gleich unter Strafe stellt. Doch genau dieser Wunsch nach einfachen Lösungen ist ein Problem unserer Zeit.
Es ist wie im Film „Hass – La Haine“ von Mathieu Kassovitz, wenn die Stimme aus dem Off zu uns spricht: „Dies ist die Geschichte einer Gesellschaft, die fällt. Während sie fällt, sagt sie, um sich zu beruhigen, immer wieder: Bis hierher lief’s noch ganz gut. Bis hierher lief’s noch ganz gut. Bis hierher lief’s noch ganz gut. Aber wichtig ist nicht der Fall, sondern die Landung.“ Und die könnte hart werden. Hoffentlich besteht der Boden aus Tatsachen, auf die sich unsere fallende Gesellschaft noch einigen kann.
Wenn das große Bild einem so die Stimmung verhagelt, muss man eben im Kleinen suchen. Nicht da draußen, irgendwo, weit weg, sondern hier, in Chemnitz, in Europas Kulturhauptstadt 2025, wo vor ein paar Tagen Zehntausende Menschen ein Straßenfest feierten. Blauer Himmel, bunte Luftballons, überall Musik und leckeres Essen und lachende Menschen, die ihre Stadt kaum wiedererkannten. Und manchmal auch sich selbst, so ansteckend war dieser Tag.

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