Kommentar

Neue Trinkbrunnen in Berlin? Das wird nicht funktionieren

Wer hier lebt, der weiß, dass alle Anlagen im öffentlichen Raum nicht besonders liebevoll behandelt werden. Das wird bei Trinkbrunnen nicht anders sein.

Trinken bei diesen Temperaturen ist lebenswichtig.
Trinken bei diesen Temperaturen ist lebenswichtig.IMAGO/Michael Gstettenbauer

Bewohner und Besucher dieser Stadt haben oft eine sehr lockere Haltung gegenüber dem Besitz der öffentlichen Hand. Mit anderen Worten: Jene Einrichtungen und Anlagen, die allen zugänglich sind, werden in der Regel behandelt, als ob niemand dafür Verantwortung trägt.

Wer einmal an einem Montagmorgen durch einen Berliner Park wie die Hasenheide gegangen oder gefahren ist, der weiß es – es sieht mitunter aus wie nach einem Rave und man ist schon überrascht, wenn der Müll wenigstens im Umkreis einer Mülltonne liegt und nicht einfach verstreut auf der grünen Wiese. Nicht anders verhält es sich mit öffentlichen Toiletten, Spielplätzen und ähnlichen Anlagen.

Junkie reinigte seine Spritze

Nun hat die Bundesregierung einen Gesetzesvorschlag der Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) abgesegnet, kostenlos Trinkwasser für alle Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung zu stellen. Der Entwurf sieht vor, dass Kommunen künftig Trinkwasserbrunnen in Parks, Fußgängerzonen und in Einkaufspassagen aufstellen.

In einem ersten Schritt sollen Städte und Gemeinden etwa 1000 zusätzliche Brunnen errichten, wie das Ministerium mitteilte. Auch in Berlin soll es neue Trinkbrunnen geben. Grundsätzlich eine tolle und notwendige Idee, denn wie die vergangenen Wochen erneut gezeigt haben, muss sich auch die deutsche Hauptstadt mit zunehmender Dürre infolge des Klimawandels auseinandersetzen.

Vor ein paar Wochen stand ich auf einem Platz in Kreuzberg mit einem solchen Wasserspender und sah dabei zu, wie ein Junkie seine Spritze unter dem laufenden Wasser reinigte. In Anschluss warf eine Frau ihre Kippe in das Auffangbecken. Das mögen Einzelfälle sein, aber ich hätte in Berlin Hemmungen, aus einem öffentlichen Wasserspender zu trinken. Vielleicht erfolgt in dieser Stadt aber noch mal ein Umdenken, was das Miteinander im öffentlichen Raum und die Verantwortung für denselben angeht.