In der Debatte um die Gestaltung des Molkenmarkts in Mitte hat die Architektenkammer ihre Kritik am mehrmonatigen Werkstattverfahren der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bekräftigt, das vor zwei Wochen ohne die Kür eines Siegers beendet wurde. „Die Architektenkammer Berlin kann solche langwierigen, anhand der Intensität oft unzureichend vergüteten Verfahren ihren Mitgliedern als Teilnehmende wie als Preisrichterin oder Preisrichter kaum empfehlen“, heißt es in einer Mitteilung der Kammer vom Montag.
„Weder das stadtgesellschaftliche Engagement noch die eingebrachten besonderen Ideen und baukulturellen Kompetenzen erfahren hier die angemessene Würdigung durch eine Preisverleihung mit einer klaren, durch eine unabhängige Jury legitimierten Weiterbeauftragung“, so die berufsständische Vertretung der Architekten.
Wie berichtet, war das Werkstattverfahren vor zwei Wochen mit einer Abschlusssitzung der Jury zu Ende gegangen, ohne dass das Preisgericht eines der beiden beteiligten Planerteams zum Sieger kürte. Die Neugestaltung des Molkenmarkts soll nun auf Basis einer noch zu erarbeitenden Charta und eines Rahmenmasterplans erfolgen. Am Werkstattverfahren beteiligt waren ein Team um die Architektin Silvia Malcovati aus dem Büro Bernd Albers (Berlin) und ein Team um das Büro OS Arkitekter (Kopenhagen) mit der Czyborra Klingbeil Architekturwerkstatt (Berlin). Sie hatten sich Ende vergangenen Jahres als Sieger im städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerb für den Molkenmarkt für das Werkstattverfahren qualifiziert.
Ein Planerteam zeigt sich überrascht – und enttäuscht
Die Ausschreibung legte zwar eigentlich nahe, dass zum Abschluss des Wettbewerbsverfahrens einer der Entwürfe zum Sieger bestimmt werden würde. Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt und die Jury-Vorsitzende Christa Reicher versuchten nach der Abschlusssitzung des Preisgerichts hingegen den Eindruck zu erwecken, dass es gar nicht vorgesehen war, einen Siegerentwurf zu küren. Zumindest eines der Planerteams, das Büro OS Arkitekter mit der Czyborra Klingbeil Architekturwerkstatt, zeigte sich überrascht – und enttäuscht.
„Ein Ergebnis wie am Molkenmarkt steht für eine Prozess- und Planungskultur, deren Spielregeln wir dringend hinterfragen sollten“, erklärt die Architektenkammer. „Faire Honorare und Auftragsversprechen müssen zukünftig wieder Grundlage sein, damit wir im Sinne der Baukultur beste Ergebnisse für Berlin finden können“, so die Kammer. „Denn welche Motivation sollte unsere Mitglieder beflügeln, an diesen aufwendigen Verfahren teilzunehmen, die ihre geistig-schöpferische Leistung nivellieren?“



