Nach Senatsbeschluss

Neue Corona-Regeln: Wirrwarr auf Berliner Weihnachtsmärkten

Die Senatsbeschlüsse vom Dienstag sorgen für Unklarheit bei den Marktbetreibern. Die wissen nicht, wie sie planen sollen. Dabei geht es Freitag schon los.

Mit 2G oder ohne Testpflicht? Beim Weihnachtsmarkt auf dem Alexanderplatz geht die Tendenz zu Letzterem.
Mit 2G oder ohne Testpflicht? Beim Weihnachtsmarkt auf dem Alexanderplatz geht die Tendenz zu Letzterem.imago

Berlin-Die Weihnachtszeit kann kommen. Als erster Weihnachtsmarkt in Berlin eröffnet die „Winterwelt“ an diesem Freitag am Potsdamer Platz – ohne Testpflicht. Das heißt, jeder darf das Winterdorf mit Eis- und Rodelbahn betreten, allerdings nur mit Maske. Doch in den Hütten gilt die 2G-Regel. Dorthinein dürfen nur Genesene, Geimpfte und Menschen, die nicht geimpft werden können; auch ohne Maske.

So weit, so unklar auch nach der Entscheidung des Senats am Dienstag für neue Regeln auf Berliner Weihnachtsmärkten. Mit Maske oder ohne, 2G oder ohne Kontrollen: Vieles scheint den Betreibern selbst überlassen. Generell müssen Besucher der Wintermärkte Schutzmasken tragen. Allerdings nicht dort, wo der Betreiber auf 2G setzt, der dafür dann auch Zugangskontrollen organisieren muss.

„Da muss ich erstmal genau überlegen, was wir aus diesem Ergebnis machen“, sagt Arnold Bergmann, der neben der Winterwelt am Potsdamer Platz auch den Weihnachtsmarkt auf dem Alexanderplatz betreibt. Wie die meisten Berliner Weihnachtsmärkte beginnt er Ende November.

Seit der Wende sorgt Bergmann am Alex für Budenzauber, aber mit den neuen Anforderungen sei er „auch gerade überfordert“, sagt er am Telefon, „da muss ich erstmal mit meinen Leuten reden“. Dann könne er entscheiden, ob es etwa überhaupt möglich ist, alle Besucher auf 2G zu kontrollieren. Bergmann tendiert eher dazu, die Außenbereiche offen zu lassen, wie die meisten Märkte in Berlin.

Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt kontrolliert 2G

Eine Ausnahme ist der Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt. „Wir haben uns für die 2G-Regelung entschieden, im Außen- und Innenbereich“, erklärt ein Corona-Beauftragter des Marktes am Telefon. Der Markt habe viele schöne und große gastronomische Innenräume. „Damit nicht jeder einzelne Betreiber vor seinen Zelten die Besucher kontrollieren muss, betrifft es die ganze Veranstaltung.“

Wie soll so eine Kontrolle konkret aussehen? Herrscht bald nicht nur auf den Weihnachtsmärkten Gedränge, sondern künftig auch davor? „Wir werden vermutlich zum Corona-Check vier Schleusen haben, eine Art Zelt als zusätzlicher Kontrollpunkt, wo wir QR-Codes einscannen, auf Echtheit überprüfen und mit einem Lichtbildausweis abgleichen können“, erklärt der Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt. Danach müssten die Menschen weiter zum Kassenbereich sowie zur Sicherheits- und Taschenkontrolle, wo es wie am Alexanderplatz am 22. November losgeht.

„Allein für diesen Corona-Check benötigen wir zehn weitere Mitarbeiter für zwölf Stunden täglich an 40 Veranstaltungstagen“, teilt der Gendarmenmarkt-Markt mit. Die Extra-Kosten würden sich auf zusätzliche 100.000 Euro belaufen, deren Finanzierung noch nicht klar sei. „Vielleicht können ja der Senat oder das Bezirksamt in diesem schwierigen Jahr auf die Sondernutzungsgebühren verzichten.“

Unklar, wie viele Besucher kommen - Nachfrage steigt

Diese Forderung ist insofern sinnvoll, als dass die Märkte, die im Vorjahr wegen Corona abgesagt werden mussten, kaum mit einer genauen Besucherzahl kalkulieren können. Einige Weihnachtsmärkte wie der am Schloss Charlottenburg oder der Lichtermarkt am Rathaus Lichtenberg sind bereits abgesagt. Das könnte den übrigen Märkten zusätzlichen Andrang bescheren. Anderseits sind viele touristische Einrichtungen in Berlin derzeit nur bei 60 Prozent Auslastung. „Wir wissen nicht, ob wir eine halbe oder eine Million Menschen hier haben werden wie zu Spitzenzeiten,“ heißt es vom Gendarmenmarkt.

Das Interesse ist nach wie vor groß. „Berlin ist die Hauptstadt der Weihnachtsmärkte, die Nachfrage steigt“, sagt Christian Tänzler von der Berliner Tourismusgesellschaft „Visit Berlin“. Sie listet auf ihrer Webseite 83 Weihnachtsmärkte in Berlin auf, genau wie die Webseite Weihnachteninberlin.de.

Kommt noch Weihnachtsstimmung auf bei Kontrollen?

Doch werden die Märkte auch wieder weihnachtlich? „Es ist die Frage, ob noch Weihnachtsstimmung aufkommt, wenn man Menschen, die nach zwei Glühwein den Platz verlassen, hinterherrennen und rufen muss: Bitte achten Sie auf Abstand und Maske!“, sagt ein Mitarbeiter eines Marktes.

Am Breitscheidplatz teilt der betreibende Schaustellerverband Berlin mit, er „befürworte die 3G-Regelung“, obwohl die offiziell hier gar nicht mehr so heißt. Bei Verzicht auf 2G werden einfach keine negativen Corona-Nachweise kontrolliert. In anderen Städten regele das das Ordnungsamt mit Stichproben-Kontrollen, klagen einige Betreiber. Vielleicht löst sich der Frust beim ersten Glühwein auf, wenn endlich wieder Weihnachtszeit ist.