Mobilität

Mehr Blech auf den Straßen: So stieg die Zahl der Autos in Berlins Bezirken

Von Charlottenburg-Wilmersdorf bis Treptow-Köpenick – aktuelle Daten zeigen, wie sich die Zahl der Pkw verändert hat. Ein Bezirk im Westen ist Spitzenreiter.

Die A100 in Berlin – eine der am stärksten belasteten Autobahnen Deutschlands.
Die A100 in Berlin – eine der am stärksten belasteten Autobahnen Deutschlands.dpa/Monika Skolimowska

Abkehr vom Auto? Nein! Auch in Berlin ist das Zeitalter des Kraftfahrzeugs noch lange nicht zu Ende. Obwohl sich Politiker und Aktivisten im Zeichen der Erderhitzung für eine Mobilitätswende einsetzen, entscheiden sich weiterhin viele Bürger für diese Art der Fortbewegung. Jetzt zeigen aktuelle Daten, wie sich in den einzelnen Berliner Bezirken die Zahl der Autos in den vergangenen Jahren verändert hat. Nur in Mitte nahm die Zahl der Pkw ab, überall sonst wurde eine Zunahme verzeichnet. Je nach Bezirk stieg sie um bis zu sieben Prozent. Trotzdem, es bleibt dabei: Keine andere Stadt in Deutschland hat eine so niedrige Motorisierungsrate wie Berlin. Anderswo ist sie fast dreimal so hoch.

Ist Berlin eine Autostadt? Das wird immer wieder heiß diskutiert. Dabei geht es nicht nur darum, welche Fortbewegungsarten von Bedeutung sind, sondern auch darum, was daraus für Politiker und Verkehrsplaner folgen sollte. Muss der Platz auf den Berliner Straßen anders verteilt werden? Sollten sich Prioritäten verändern?

Mehr als 1,2 Millionen Autos sind in Berlin zugelassen

Nun hat der Linke-Verkehrspolitiker Kristian Ronneburg den Senat gefragt, wie sich die Zahl der Autos in Berlin entwickelt hat. Meike Niedbal, Staatssekretärin für Verkehr, ließ dazu das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg konsultieren – das mit interessanten Zahlen aufwartete, die am Donnerstag im Landespressedienst veröffentlicht wurden. Sie umfassen die Zeitspanne vom 31. Dezember 2017 bis zum 30. Juni 2021 und betreffen ausschließlich Pkw.

Dass sich die Zahl dieser Fahrzeuge in ganz Berlin erhöht hat, ist nicht neu. Den Angaben der Landesstatistiker zufolge stieg sie um 3,36 Prozent auf 1.231.344. Doch was die präsentierte Statistik so besonders macht, sind die Zahlen zu den zwölf Berliner Bezirken.

Als einziger Bezirk verzeichnet Mitte einen Rückgang. Dort sank die Zahl der Pkw in dem genannten Zeitraum um immerhin 1,04 Prozent – auf 94.581. In den übrigen elf Bezirken wurde der Autobestand größer. Den größten Anstieg verzeichnet das Statistik-Amt für Charlottenburg-Wilmersdorf: 7,14 Prozent. Mit 125.051 Fahrzeugen hat der Bezirk im Westen der Stadt den größten Pkw-Bestand in Berlin.

Auch im selbst ernannten Bezirk der Mobilitätswende wächst der Bestand

Auch in Spandau nahm die Zahl der Pkw deutlich zu. Hier erreicht die Zuwachsrate 6,35 Prozent. Dort waren den Angaben zufolge Mitte des vergangenen Jahres 89.031 Autos zugelassen. Selbst Friedrichshain-Kreuzberg, den lokale Grünen-Politiker zum Bezirk der Mobilitätswende erklärten, verzeichnet einen deutlichen Anstieg: um 5,6 Prozent auf 63.538 Pkw.

An nächster Stelle folgt der Bezirk Marzahn-Hellersdorf, wo der Bestand um 5,09 Prozent auf 100.380 Pkw wuchs. Für Treptow-Köpenick melden die Statistiker der Hauptstadt-Region einen Zuwachs um immerhin 4,98 Prozent auf 105.609 Autos.

In den anderen Berliner Bezirken wurden niedrigere Zuwachsraten verzeichnet. Das sind die Daten: Neukölln 3,77 Prozent, Reinickendorf 2,88 Prozent, Pankow 2,55 Prozent, Lichtenberg 1,99 Prozent, Tempelhof-Schöneberg 1,84 Prozent. Schlusslicht in dieser Liste ist Steglitz-Zehlendorf mit 1,71 Prozent.

Doch es bleibt dabei: Wenn man sich die Motorisierungsrate anschaut, rangiert Berlin weltweit auf einem der untersten Ränge. Die Statistik, die der Senat nun dem Linke-Politiker Ronneburg übermittelte, weist für die gesamte Stadt einen gerundeten Durchschnittswert von 0,3 Pkw je Einwohner aus. In Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg liegt dieser Wert sogar nur bei 0,2. In Charlottenburg-Wilmersdorf und Außenbezirken wie Marzahn-Hellersdorf und Reinickendorf sind es 0,4 Pkw pro Einwohner. Umgerechnet auf die sonst üblichen Rechengrößen sind das also lediglich rund 200 bis 400 Pkw pro tausend Einwohner.

Wolfsburg ist eine echte Autostadt

Das Kraftfahrt-Bundesamt, das nicht alle Berechnungsgrundlagen mit den Landes-Statistikern teilt, bezieht bei der Kalkulation des Motorisierungsgrads auch andere Vehikel ein – zum Beispiel Lastwagen. Danach gab es Anfang dieses Jahres in Berlin 407 Kraftfahrzeuge pro tausend Einwohner. Ein Jahr zuvor betrug die Quote 402, Anfang 2020 lag sie bei 399. Die Zahl der Kraftfahrzeuge in Berlin wuchs seitdem um mehr als 36.000 auf 1.489.458.

Im Land Brandenburg betrug der Motorisierungsgrad Anfang dieses Jahres 728, so die Flensburger Bundesbehörde. In Wolfsburg wurden 1109 Kraftfahrzeuge pro tausend Einwohner verzeichnet. Der Standort der VW-Zentrale ist eine echte Autostadt – Berlin rangiert aus dortiger Sicht nur unter „ferner liefen“.