Im johannisbeerfarbenen Eingangsbereich des Wachsfigurenkabinetts steht eine Schulklasse. „Nicht den Hitler fotografieren“, sagt die Einweiserin mit strenger Stimme. Die Teenager nicken schwach und trotten los. Es gilt für sie nun, Themenabteile mit Prominentenfiguren aus Wachsmasse in einem Ikea-artigen Rundgang zu durchlaufen. Es wird ein schwerer Weg mit vielen Fragezeichen sein. Auch ich trete ihn jetzt an, denn ich möchte wissen, warum Touristen zu „Madame Tussauds Berlin“ gehen und was sie hier zu sehen bekommen. Eins gleich vorweg: Es wird ein Rätsel bleiben.
Zuerst sieht man die texanische Sängerin Beyoncé Knowles im Balmain-Kleid. Aha. Über ihr steht in großen Goldbuchstaben „Berlin, ich liebe dich“. Hat sie das mal gesagt? Oder ist das gar nicht Beyoncé? Die Ähnlichkeit ist nicht gerade verblüffend. Doch ehe ich ins Grübeln verfalle, klingeln bereits meine Ohren. Es ist extrem laut. Musik dudelt, an der Wand schrillt ein Telefon, Fußballfans singen, Politiker reden. Alles geht durcheinander. Je tiefer man in die Räumlichkeiten vordringt, desto verbimmelter wird es. Auch visuell.

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