Berlin-Das darf getrost als Unverfrorenheit bezeichnet werden. Den Ladeninhabern des Buchladens Kisch & Co in Kreuzberg wurde vom Vermieter bei Verhandlungen über eine Mietvertragsverlängerung eine Klausel vorgelegt, in der sie sich verpflichten sollten, in der Öffentlichkeit positiv über dessen angebliches Entgegenkommen zu berichten: Und zwar in einem Video auf YouTube und per Mitteilung gegenüber Politikerinnen und Journalisten. Ein solches Verlangen wäre schon ungewöhnlich, selbst wenn es Grund zum Lobhudeln gäbe.
Tatsächlich gibt es den im vorliegenden Fall aber nicht. Denn der Vermieter bot dem Buchladen nur eine Vertragsverlängerung um sieben Monate bei leicht verminderter Miete an. Also nicht mehr als eine Gnadenfrist. Nachvollziehbar, dass sich die Ladeninhaber darauf nicht eingelassen haben und auch einen abgeänderten Vertrag, der die Lobhudel-Klausel nicht enthielt, ablehnten.
Unterdessen wird klar, was die Eigentümer des Hauses in der Oranienstraße vorhaben. So wurde einem dort sitzenden Architekturbüro eine Mietsteigerung von bisher 13 auf 38 Euro je Quadratmeter angeboten. Kein Wunder, dass nun auch die übrigen Mieter befürchten, dass sie verdrängt werden.

