In der britischen Politik bleibt gerade kein Stein auf dem anderen. Es gibt seit dem Brexit-Referendum keine berechenbaren Größen und keine politischen Konstanten mehr. Drei Politiker, die in der jüngeren Geschichte im Land wichtig waren, haben sich gerade ihrer Verantwortung entledigt. Nur der Labourchef stemmt sich noch gegen sein Ende. Das Land steuert auf ein politisches Chaos zu.
Zuerst ging der konservative Premierminister – und gestand damit sein Versagen ein. Denn David Cameron trägt die Hauptschuld am Ausgang des Votums. Weil er sich, obwohl im Grunde seines Herzens Pro-Europäer, jahrelang ambivalent gerierte gegenüber der EU; weil er kuschte vor den anti-europäischen Rechtspopulisten der Ukip und, von ihnen getrieben, zur Abstimmung rief; und zuletzt, weil er mit einem anderen Ausgang rechnete und nicht vollen Herzens für den Verbleib in der EU warb.
Dann ging Boris Johnson, auch er eigentlich kein verbohrter Europa-Feind. Johnson opferte die Einheit seines Landes wie die der EU und übrigens auch den Zusammenhalt der Torys seinem Machthunger. Dass er viel versprach, aber keine Idee hatte für den Tag X, diskreditiert ihn für lange Zeit.
Hass auf Europa
Und nun Nigel Farage. Der Chef der rechten Ukip hat sein gesamtes politisches Leben dem Hass auf Europa und der von ihm ersehnten britischen Unabhängigkeit gewidmet. Mit gefälschten Zahlen über die Kosten der EU-Mitgliedschaft, mit uneinlösbaren Versprechen über eine bessere Zukunft etwa der Sozialsysteme außerhalb Europas, mit rassistischen Hetzparolen und Fremdenangst schürenden Plakaten von muslimischen Menschenmassen, die die Insel angeblich bald überrennen würden, mit Schimpfkanonaden auf vermeintlich unfähige Brüsseler Politiker hat Farage im Wahlkampf aufgewiegelt, die Gesellschaft gespalten und sein Land zum Nein geführt.