Islam in Deutschland

Imam der Ahmadiyya-Gemeinde will friedvollen Islam zeigen: „Ich denke, rede und träume Deutsch“

Muslime aus Pankow werben am Sonnabend für mehr religiöse Toleranz. Für den neuen Imam der Ahmadiyya-Gemeinde ist es einer der ersten Termine in Berlin.

Imam Sheraz Rana auf dem Pariser Platz
Imam Sheraz Rana auf dem Pariser PlatzBLZ

Sheraz Rana lebt seit zehn Tagen in Berlin, er fühlt sich sehr wohl. Der 28-Jährige ist einer von zwei Imamen der Ahmadiyya-Gemeinde in Pankow. Einer seiner ersten Termine in der Hauptstadt führt ihn an das Brandenburger Tor. Dort trifft er auf Touristen und Berliner Passanten und protestiert gegen Islamophobie. Auf seinem Flyer steht: „Wir sind alle Deutschland.“

Zusammen mit rund 20 Gemeindemitgliedern steht der Imam Rana am Sonnabend auf dem Pariser Platz und fordert Respekt und Toleranz. Laut der Organisation CLAIM gab es allein in den vergangenen zwei Monaten 187 gewaltsame antimuslimische Übergriffe in Deutschland, davon 24 Vorfälle gegen religiöse Einrichtungen. Rana selbst hat auch schon erlebt, dass er wegen seines religiösen schwarzen Hutes auf der Straße angesprochen und angefeindet wurde – allerdings war das bisher in Frankfurt.

„Wir hatten heute einen Workshop zu Antisemitismus“

Sheraz Rana hat das Gefühl, dass es in den vergangenen Tagen wieder darum ging, ob der Islam zu Deutschland gehöre. „Ich denke Deutsch, ich rede Deutsch, ich träume Deutsch.“ Er möchte mit seiner Gemeinde die friedvolle Seite des Islam darstellen. Die gilt auch für den Kontakt mit Mitgliedern des jüdischen Glaubens. „Wir hatten heute einen Workshop zu Antisemitismus, der uns wichtig war.“

Es gab auch ein Treffen von Ahmadiyya-Mitgliedern vor sechs Jahren in Haifa, Israel. Sheraz Rana war dort und hat in 26 Tagen nur positive Erfahrungen gemacht. Den Nahost-Konflikt hält er für einen territorialen, in dem religiöse Themen unberührt bleiben.

Nach rund einer Stunde ist am Brandenburger Tor die Sonne untergegangen. Scharjil Khalid von der Ahmadiyya-Gemeinde ist sich sicher: „Der Ort ist der richtige gewesen für diese Aktion.“ Ihn haben auch Muslime aus Berlin angesprochen und sich bedankt, dass sie sich hier für mehr muslimische Sichtbarkeit einsetzen. Es gab einige Gespräche mit Einheimischen und Touristen, die etwas enttäuscht waren: Die Flyer sind nur auf Deutsch gedruckt worden.