Die Inspiration schlägt oft unerwartet zu. Für Celia Klaue, Mitgründerin des Berliner Cafés Beste Bagel in der Potsdamer Straße, wurde auf dem hungrigen Heimweg nach einer wilden Nacht in New York der erste Funke für die Idee zum späteren Erfolgskonzept entfacht. „Ich hab mir nachts in einem Cornershop einen Creamcheese-Bagel geholt, wie man sich in Berlin einen Döner oder in Kopenhagen einen Hotdog holt“, sagt Klaue rückblickend. Ab diesem Moment habe sie den Bagel als Teil der New Yorker Straßenkultur kennen und lieben gelernt.
Der Bagel sei nämlich mehr als ein „Brötchen mit Loch in der Mitte“, wie ihn viele hierzulande nennen. Er muss „chewy“ (zäh) und darf am nächsten Tag nicht trocken sein, sondern immer noch frisch. Das seien Merkmale des wahren Bagels, der vor dem Backen gesiedet wird. Auch die große Bandbreite an Creamcheese-Aufstrichen gehöre in New York zum Bagel-Konzept. Diesen Ansatz verfolgt nun auch „Beste Bagel“ in Berlin: mit traditionellen Backtechniken, eigenen Creamcheese-Rezepturen und hochwertigen Zutaten. Auf der Speisekarte stehen so köstliche Versionen wie Lachs-Bagel, Guacamole-Bagel oder Breakfast-Bagel (mit Speck und Spiegelei).
Es gibt diverse Legenden und Theorien über die Entstehung des Bagels und sein besonderes Aussehen. Den New Yorker Bagel machen nicht nur Geschmack, Textur und Form aus – er ist auch Kulturgut der dortigen jüdischen Gemeinde und ihrer größtenteils polnischen Vorfahren. „Wir reihen uns schon ein in die Tradition mit der Art und Weise, wie wir den Bagel herstellen, aber wir sind nicht aus der jüdischen Community“, differenziert Klaue. „Uns ist aber sehr bewusst, dass das eine jüdische Esskultur ist, die sich in Amerika etabliert hat.“

Zuerst Berlin, dann die Welt
Klaue ist eine Gründerin, die gerne selbst Hand anlegt und ein Auge fürs Detail hat. Beim Betreten des schicken Cafés in der Potsdamer Straße 68 sieht man sie dabei, das Klappschild sorgfältig neu zu beschriften. Die Bagels, die Ästhetik, das Konzept – alles soll hier stimmen. Das Ziel ist, eine Kultmarke aufzubauen, die die Liebe zum guten Bagel in die weite Welt tragen kann. Der heimliche Traum: mit dem Konzept im Forbes-Magazin stehen.
Zwischen der Entdeckung des echten Bagels und dem eigenen Bagel-Shop liegen circa zehn Jahre. Berufstätig ist Klaue schon doppelt so lange – schon mit Mitte 20 arbeitete sie als Shopmanager in der Lifestyle- und Modebranche. Nach dem Studium folgten Bürojobs sowie freiberufliche Arbeit mit Schwerpunkt PR und Marketing.

„Rückblickend hat mir das immer am meisten Spaß gemacht, tatsächlich in so einem Laden zu stehen und zu interagieren, wirklich Face to Face mit Menschen zu arbeiten“, hält sie fest. Mit 40 war es Zeit für einen Wechsel: Klaue setzte sich mit ihrer besten Freundin und späteren Mitgründerin Kristin Steinmann zusammen. Während Klaue das Kommunikations- und PR-Know-how mitbringt, hat Steinmann eher bei Finanz- und Rechtsthemen sowie bei der Unternehmensführung den Hut auf.
Eine Kultmarke nach dem Beispiel Brammibal’s
Steinmann und Klaue überlegten sich damals, was sie mit dem Rest ihres Berufslebens eigentlich machen wollten. „Eine Freundin aus Japan hat uns auf den Trichter gebracht: Macht mal ein Produkt, und das richtig gut“, so Klaue. „Brammibal’s Donuts zum Beispiel: super Geschichte, auch für uns ein Vorbild.“ Bei solchen Marken gehe es um ein in sich stimmiges Produkt, es gehe um „Ästhetik, Branding, gute Qualität mit Blick auf die Zusatzstoffe, gute Vibes bei den Mitarbeitern, Spaß an der Sache, Merchandise“, führt sie aus.
Lange dauerte es nicht beim gemeinsamen Brainstorming, bis Klaue die leckeren Bagels der langen New Yorker Nächte vor Augen hatte. „Wir haben gesagt: Bagel ist eigentlich geil, den kann man morgens, mittags, abends essen.“ Den Bagel könne man süß und dafür etwas ungesünder genießen, oder aber reichhaltig und gesund. Auch sei er trotz eigener Backtechnik ein unkompliziertes und dankbares Produkt für die Bäcker. „Die müssen nicht nachts aufstehen, um den Teig morgens fertig zu haben, der wird einen Tag vorher vorbereitet und ruht über Nacht“, erläutert Klaue.

Bagel-Praktikum in New York
Vor drei Jahren, noch vor der Pandemie, reisten die Gründerinnen nach New York und machten dort ein kleines Praktikum bei Baz Bagel in SoHo. Zurück in Berlin kam allerdings der erste Corona-Lockdown. Als die Welt stillstand, sei klar geworden: Das wäre noch nicht der richtige Zeitpunkt für ein Geschäft. Den Businessplan schrieben die beiden noch fertig, dann hieß es: abwarten.
Als die Rahmenbedingungen wieder passten, kündigten Klaue und Steinmann ihre Jobs und fanden eine Location für ihren Bagel-Shop. Nach vier Monaten Umbauarbeiten entstand eine stylishe Location mit Café und offener Backstube. Seit dem „Soft Opening“ im November 2022 wachse die Resonanz stetig, sagt Klaue. Auch der Lieferservice funktioniere gut, und eine zweite Filiale in der Reichenberger Straße sei in Planung.
Tief vernetzt in Berlin und im Umland
Klaue zollt anderen Berliner Bagel-Shops wie Masha’s und Fine Bagels ihren Respekt. Was Beste Bagel vom Rest der Szene unterscheide, sei der Branding-Anspruch. „Wir wollen wirklich von hier in die Welt“, verdeutlicht sie. Auch bei der Auswahl der Partnerschaften, sei es bei Frischkäse-, Eier-, Wein- oder Kaffeelieferanten, achte Beste auf hohe Qualität, Bioprodukte aus der Region und Nachhaltigkeit.
Die schlichte skandinavische Möblierung sei aus einer zufälligen Bekanntschaft mit dem Makler und dem benachbarten und inzwischen eng befreundeten Designlabel muuto hervorgegangen. „Als hier Baustelle war, durften wir deren Büro nutzen, wir hatten nicht mal eine Toilette“, schmunzelt Klaue. Inzwischen natürlich schon – mit Tapeten und Fliesen in instagramfreundlichen Farbmustern, also Seafoam-Grün und Roségold. Bunt wird es auch bei den saisonalen Produkten, die Beste plant. Die Entwürfe bleiben aber geheim.

„Wir haben das wirklich gemacht“
Neben der Freude am Laden erzählt Klaue von einem Gänsehautmoment, als der Beste-Cateringservice eine Veranstaltung außer Haus mit circa 400 Bagels versorgt hat. Sie und Steinmann hätten Angst gehabt, dass die Bagels nicht weggehen würden. „Eine Stunde später – aufgegessen. Wir saßen da so und dachten uns: ‚Guck mal, die essen unsere Bagels ...‘ Manchmal, wenn man so mittendrinnen ist, realisiert man das nicht, aber wenn man dann an einem anderen Ort ist, man sieht das Branding und Menschen reden darüber, merkt man: All das ist real“, sagt Klaue. „Wir haben wirklich was geschafft.“
Beste Bagel, Potsdamer Str. 68, 10785 Berlin, montags bis sonntags 8 bis 19 Uhr.
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