Berlin

Drinks zu christlichen Preisen: Warum in Friedrichshain eine Kirche zum Club wird

In der Samariterkirche fanden schon früher die legendären „Blues-Messen“ statt – ein Meilenstein der DDR-Opposition. Nun wird dort mit lauter Musik gefeiert.

In Partystimmung: Hinnerk Landmann und Oliver Riemer auf dem Weg zum Glockenturm der Samariterkirche.
In Partystimmung: Hinnerk Landmann und Oliver Riemer auf dem Weg zum Glockenturm der Samariterkirche.Jordis Antonia Schlösser/Ostkreuz

Alle kennen diese leuchtenden Sterne hoch oben an vielen Kirchtürmen in der Adventszeit, so auch an der Samariterkirche: Wie in jedem Jahr soll hier ein großer gelber Weihnachtsstern aufgehängt werden. Davor aber soll an dem 60-Meter-Turm eine große glitzernde Discokugel aufgehängt werden. Das ist ziemlich ungewöhnlich für eine Kirche. Aber laute Musik, die eigentlich nichts mit Kirche zu tun hat, hat an diesem Ort durchaus Tradition: In der späten DDR sorgten die legendären „Blues-Messen“ für viel Aufregung bei den Kirchen-Oberen und vor allem bei der Staatsmacht.

Oliver Riemer und Hinnerk Landmann stehen an diesem Nachmittag vor der Kirche, öffnen einen großen Karton und holen die Kugel mit den unzähligen kleinen Spiegeln heraus. „Mit der Kugel am Turm wollen wir für eine Veranstaltung werben“, sagt Hinnerk Landmann. Worum es geht, ist auf einem Plakat an der Kirche zu sehen: Auf dem Bild leuchtet die Discokugel weit in die Nacht hinein. „Ring my bell“ steht dort: Läute meine Glocken. Bei der ganzen Sache geht es tatsächlich um eine Party mit Soul- und Funk-Musik in einem geweihten Gotteshaus. „Aber es geht nicht nur darum, gemeinsam zu feiern, sondern auch darum, Geld zu sammeln“, sagt Landmann. Denn die Kirchenglocken läuten seit einem Jahr nicht mehr: Sie dürfen nicht mehr läuten, weil der Glockenstuhl marode ist.

Berliner Zeitung

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