Corona und Kinder

Die Wut steigt: Demonstration am Sonntag vor dem Roten Rathaus

Kinder unter 12 Jahren werden nun doch von der 2G-Regel ausgenommen. Doch die Ungeimpften unter 17 Jahren werden weiter diskriminiert.

Maskierte Grundschulkinder auf dem Weg in die Schule.
Maskierte Grundschulkinder auf dem Weg in die Schule.dpa

Berlin-Der Berliner Senat hat die umstrittene 2G-Regel nun doch korrigiert und Ausnahmen für Kinder unter 12 Jahren beschlossen. Diese Korrektur wurde von Berliner Eltern teils mit Erleichterung, teils mit Verstörung aufgenommen. „Wir freuen uns, dass die Kinder unter 12 Jahren jetzt stärker mitgedacht werden. Doch was ist mit den ungeimpften Jugendlichen unter 17 Jahren? Dass die weiterhin vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden können, finde ich schwierig,“ sagt Andrea Martin, die Berliner Sprecherin der bundesweiten und inzwischen äußerst einflussreichen „Initiative Familie“.

„Um das klarzustellen, wir sind nicht gegen das Impfen der Jugendlichen, aber dagegen, dass so ein massiver politischer Druck auf diese Altersgruppe ausgeübt wird. Das ist der falsche Weg, stattdessen sollten wir auf Aufklärungsarbeit setzen,“ so Martin. „Dabei wird die Empfehlung der Stiko, dass eine Impfung nicht die Voraussetzung für soziale Teilhabe sein darf, einfach ignoriert.“

Wenige Stunden nach dem Senatsbeschluss am Dienstag hatte die Initiative einen Brandbrief veröffentlicht mit dem Titel: „Berlin diskriminiert Kinder.“ – „Wir waren wirklich entsetzt über diese lapidaren Sätze, die die Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci in der Pressekonferenz eingeworfen hat: Dass die 2G-Regel ohne Ausnahme gilt, also auch für Kinder unter 12 Jahren“, sagt Andrea Martin.

Für viele Eltern war das der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Wir haben gedacht, es kann nicht schlimmer kommen und dann kam es noch schlimmer“, sagt Andrea Martin. Schließlich hätten Familien mit Kindern sich mehr als ein Jahr lang solidarisch verhalten, hätten Bildungslücken, Gehaltseinbußen, zerbrochene Freundschaften und Karriere-Enden ertragen, um Menschenleben zu schützen bis es ein Impfangebot für alle gab.

„Kinder sitzen zweimal wöchentlich getestet mit Maske in zugigen Unterrichtsräumen, weil die infrastrukturellen Pandemiebekämpfungsmaßnahmen an den Schulen mehr als mangelhaft umgesetzt wurden“, beklagt der Brandbrief. „Und ausgerechnet diese Familien mit Kindern, die 18 Monate zurückgesteckt haben, eben diese Familien sollen jetzt draußen bleiben, damit die Geimpften, für die sie so lange Solidarität aufgebracht haben und immer noch aufbringen, wieder an vollen Tischen ohne Masken die neu gewonnene Maßnahmenfreiheit genießen können?“ Das haben die  Verfasser des Briefs als tiefe Ungerechtigkeit empfunden – und als Fortsetzung einer Politik, wo Kinder gezwungen werden, Erwachsene zu schützen – und nicht umgekehrt.

Um dagegen zu demonstrieren, ruft die Initiative am Sonntag, um 15 Uhr zu einer Demonstration vor dem Roten Rathaus auf. Die Initiative, die in der Corona-Zeit gegründet wurde, um den Nöten und Interessen von Kindern und Familien eine Stimme zu geben, wird von vielen namhaften Medizinern, Psychologen und Juristen unterstützt. Vor kurzem hat sie sich erneut in einem offenen Brief an Kanzlerin, Kultus- und Familienminister gewandt. Auf der Demonstration wollen sie ihren Forderungen Nachdruck verleihen: Nach der Garantie des Präsenzunterrichts, dem Ende von Massentests an Schulen sowie der Gleichstellung von Kindern und Jugendlichen mit Genesenen und Geimpften.

Aktuelle Forderungen der „Initiative Familie“:
  • Normalität für Kinder und Jugendliche jetzt mit Regelbetrieb in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen und bei Freizeitaktivitäten – ohne Wenn und Aber.
  • Kindgerechte Hygienemaßnahmen in Schulen und Gemeinschaftseinrichtungen, die Lern- und Entwicklungschancen und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen genauso berücksichtigen wie den vermuteten Eindämmungsnutzen.
  • Beendigung ineffektiver, in der Masse extrem kostenintensiver und belastender Testungen bei asymptomatischen Kindern ohne einen konkreten Anlass.
  • Die Vermeidung überzogener und unverhältnismäßiger Quarantäneregeln. Die Gleichstellung aller Kinder und Jugendlichen mit geimpften und genesenen Erwachsenen.
  • Der Zugang von Kindern und Jugendlichen zur Teilhabe an Bildung, Kultur und anderen Aktivitäten des sozialen Lebens darf nicht vom Vorliegen einer Impfung abhängig gemacht werden.