Kolumne

Die Vorschriften im Haushalt sorgen für riesige Berge an Plastikschrott

Bei den einen ist es im Büro sehr kalt, bei einigen auch bullig warm. Dazu kommen noch irrwitzige Vorschriften, findet unser Kolumnist.

Wenn überall jeder sechste Rauchmelder defekt ist, wird der Abfallberg riesig.
Wenn überall jeder sechste Rauchmelder defekt ist, wird der Abfallberg riesig.dpa/Rolf Vennenbernd

Ein neues Jahr sollte für Erwachsene sein wie ein neues Schuljahr für Kinder – ein Anlass, Neues zu lernen. Üblicherweise ist es draußen im Januar kalt, also sitzen wir drinnen und lesen und lernen. Dieses Jahr ist es drinnen oft ziemlich kalt, draußen aber vergleichsweise warm.

Was lernen wir? Die Welt ändert sich. Und es gibt ständig neue Dinge zu bestaunen. Ein Bekannter zum Beispiel trägt eine ungewöhnliche Weste mit kleinen Leuchtpunkten auf der Brust. „Kennste nicht?“, fragt er. „Eine Heizweste.“ Also so etwas wie eine Sitzheizung im Auto, nur zum Anziehen.

In diesem Winter haben alle so ihre Methoden. Und die sind überall zu besichtigen, denn Berlin ist eine Stadt des zur Schau gestellten Arbeitens: Es gibt viele Büros, in denen hinter Schaufenstern gearbeitet wird. Leute mit Mütze und Schal sitzen am Computer, manche tragen Handschuhe ohne Fingerkuppen, Wärmflaschen liegen bereit.

Es gibt auch irre Berichte aus der Realität. Einige gehen im Januar genauso dick gekleidet wie im Dezember zur Arbeit. Doch die Heizung spielt verrückt und bullert auf 27 Grad. Die einen frieren gegen Putin, andere schwitzen. Und fast alle klagen, dass Heizungen in Großraumbüros nicht gut zu steuern sind.

„Das ist Vorschrift“

Und zu Hause? Da wurden die Messgeräte an den Heizungen gewechselt. Der Monteur sagte: „Das ist Vorschrift. Alle zehn Jahre.“ Aber warum? Er sagt: „Die Batterie läuft ab.“ Statt kleine Batterien zu wechseln, werden große Geräte ausgetauscht, die noch funktionieren. Bei 1.982.825 Wohnungen in Berlin mit jeweils etwa fünf Heizkörpern macht das fast zehn Millionen Geräte.

Was für ein riesiger Berg Plastikschrott. Was für eine Verschwendung. Was für eine Ökosünde, nur um mal wieder abzukassieren.

Früher hatten wir Rauchwarnmelder, bei denen konnten wir die Batterien wechseln. Die hielten, bis sie kaputt waren. Sie wurden ausgetauscht gegen Melder, bei denen nichts gewechselt werden kann, die aber zwölf Jahre halten sollen. So das Versprechen. Die Realität sieht anders aus.

Der Monteur testete unsere sechs Melder. Einer ist defekt. Nach zwei statt zwölf Jahren. Der Monteur wunderte sich über die Ausschussquote nicht. Immerhin 16,66 Prozent. Bei 1.982.825 Wohnungen in Berlin mit vielen Rauchmeldern macht das wieder einen riesigen Berg defekter Geräte.

Was für eine Verschwendung. Aber vielleicht lernen wir in diesem Winter etwas.