Die Pandemie ist zu Ende. Verkündete Twitter-Minister Karl Lauterbach Anfang des Monats. Wusste Bayernkönig Markus Söder natürlich bereits im vergangenen Dezember. Bestätigte dann auch Volksvirolge Christian Drosten kurz nach Weihnachten. Und fühlte sich danach missverstanden. Seine Klarstellung: „Was ich gesagt habe, ist: Ich erwarte, dass die jetzt kommende Winterwelle eher eine endemische Welle sein wird (…) und dass damit dann die Pandemie vorbei ist.“ Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) passiert das erst irgendwann später in diesem Jahr. Was denn jetzt?
Es wird Zeit, das große Wann-ist-die-Pandemie-endlich-zu-Ende-Geheimnis auszuplaudern, das mir Joshi mal anvertraute. Geheimhaltungsstufe: „Bis die Scheiße vorbei ist.“ Joshi ist der Frontmann der Berliner Skatepunkband ZSK, die im Juli 2020 – Deutschland lockerte sich gerade ein wenig auf im ersten Wellental – einen Song über Drosten ins Netz gestellt hatte, und für kurze Zeit ging dieser viraler als das Virus selbst. Der Song heißt „Ich habe Besseres zu tun“ und beginnt so: „Guten Tag, sie kennen sicher alle meinen Namen/ Sie erkennen mich an meinen schönen Haaren/ Hab ’nen weißen Kittel an, der sieht gut aus/ Haue für euch jeden Tag nen Podcast raus.“
Punk bedeutet für Joshi, „geradeheraus Sachen zu sagen, die man für richtig hält“, so wie Drosten es tat, als der mit Gift und Galle angereichelte Springer-Bild-Boys-Club seinen weißen Kittel mit schmutziger Wäsche waschen wollte. Die Aufforderung, innerhalb einer Stunde Stellung zu ihren per Mail zugeschickten Vorwürfen zu beziehen, konterte Drosten mit den später Songtitel gewordenen Worten: „Ich habe Besseres zu tun.“ Joshi dichtete noch das dazu: „Die Bild ruft an, fragt nach ’nem Interview/ Ich lege auf, hab keine Lust dazu.“ Und erklärte Drosten, den früheren Gitarristen der Hobby-Metal-Band Crused Earth, zum „Punk der Wissenschaft“. Weil: „Punks sind wütend auf Missstände und wollen die Welt besser machen.“

So unter Punks haben sich Drosten und Joshi dann in Berlin getroffen. Auf dem Erinnerungsfoto halten sie sich an den vorgeschriebenen 1,5-Meter-Babyelefantenabstand. Und sie gaben sich damals tatsächlich ein Versprechen, das wie ein Witz klang und das niemand damals ernst nehmen konnte. Wenn die Pandemie vorbei ist, versprachen sie sich also, werden sie die vier Akkorde von „Ich habe Besseres zu tun“ und vielleicht auch ein paar andere Songs gemeinsam auf einer Bühne schrammeln. Ist bis heute leider nicht passiert. Und das bedeutet dann wohl: Die Pandemie ist noch nicht zu Ende. Sollte jemand vielleicht dem Corona-Expertenrat der Bundesregierung verraten, der neulich seine Arbeit eingestellt hat, als wäre Long Covid ein Feierabenddrink und keine neue Volkskrankheit.
Was also tun? Vielleicht, wenn die WHO das offizielle Go gibt, einen Endlich-Pandemie-Ende-Termin im Spätsommer blocken, wo dann alle mal gemütlich zusammenkommen, um sich alles gegenseitig zu verzeihen. Am besten auf einer Bühne. Und warum nicht gleich ein Festival daraus machen. Neben ZSK mit Christian Drosten an der Wissenschaftspunkgitarre bieten sich folgende Headliner an: Das Corona-Expertenrat-und-diesmal-auch-Tat-Comeback, The Springer Bild Boys Club feat. Stuckiman & Der (Ex)-Freund, Markus „Der Coronator“ Söder & The Freedom Day Populists (FDP). Als Veranstaltungsort wäre Sachsen sicherlich eine gute Wahl. Und dort am besten die Gemeinde Lauterbach. Namensvetter Karl bringt seine Tischtennisplatte mit.




