Kolumne

„Straße der Einheit“: In der DDR bedeutete der Name etwas ganz anderes

Unser Kolumnist suchte im Internet nach einem alten Armeefreund und stieß dabei auf eine Ansammlung von seltsamen Straßennamen aus Zeiten der DDR-Propaganda.

Lenin musste am 31. Januar 1992 verschwinden; seither heißt die Straße Landsberger Allee.
Lenin musste am 31. Januar 1992 verschwinden; seither heißt die Straße Landsberger Allee.Andreas Altwein/dpa

Das Internet weiß alles, das Internet kennt alle, vor dem Internet kann sich niemand verstecken. So wird es gern erzählt, aber die Realität sieht anders aus. Seit 20 Jahren suche ich im Internet nach einem alten Kumpel namens Kuno Hempel, mit dem ich beim NVA-Armeedienst recht viel Leid geteilt habe, aber auch reichlich Spaß. Ich wollte mit ihm mal wieder quatschen, fand ihn aber nie. Neulich suchte ich mal wieder im Internet, hatte aber keinen Erfolg.

Dann fiel mir ein, dass er vielleicht in Wirklichkeit gar nicht Kuno heißt, dass es nur ein Spitzname ist, den immer alle benutzt haben. Ich suchte jenes alte Halstuch, das wir zur Entlassung bei der Armee bekommen haben. Darauf 51 Unterschriften und 51 Adressen von Soldaten, mit denen ich gedient habe. Auch dort stand Kuno Hempel. Aber da war die alte Adresse. Im Netz fand ich eine Telefonnummer und rief an: Seine Mutter sagte, dass sie keinen Kuno kenne, ihr Sohn heiße Silvio.

Berliner Zeitung

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