Britische Royals

Raus aufs Land: Wie König Charles in Brandenburg empfangen wird

Der britische König Charles III. kommt im Rahmen seines Staatsbesuchs auch ins Ökodorf Brodowin. Dort hat man sich etwas einfallen lassen für den royalen Gast.

Mag’s ländlich: Charles, damals noch Thronfolger, im Jahr 2020 bei einem Besuch im Cotswold Farm Park in der Nähe von Cheltenham.
Mag’s ländlich: Charles, damals noch Thronfolger, im Jahr 2020 bei einem Besuch im Cotswold Farm Park in der Nähe von Cheltenham.imago

Wenn König Charles III. und Königin-Gemahlin Camilla am kommenden Mittwoch und Donnerstag nach Berlin kommen und hier ihren Deutschlandbesuch antreten, gibt es ein paar erwartbare Termine: Bad in der Bürgermenge am Brandenburger Tor, Begrüßung am Schloss Bellevue, Staatsbankett beim Bundespräsidenten, das volle Besteck eben.

Es gibt aber auch Termine, die kamen eher überraschend. So steht auf dem eng getakteten Programm des britischen Königs am Donnerstagnachmittag auch ein Besuch im Ökodorf Brodowin. Huch, ein Abstecher nach Brandenburg! Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gab sogleich bekannt, er freue sich über den königlichen Besuch in Brandenburg und auf die persönliche Begegnung mit König Charles. Es sei eine Ehre.

Auch im Ökodorf Brodowin, wo der 74 Jahre alte Monarch sich laut Protokoll über ökologische Landwirtschaft und den Schutz von Feuchtgebieten informieren will, war man einigermaßen geplättet, als im Januar die Post von der britischen Botschaft einging. Höflichst wurde angefragt, ob es denn möglich wäre, den König zu empfangen. Lange war dann erst mal nicht klar, ob er denn auch tatsächlich käme, erzählt Brodowin-Sprecherin Franziska Rutscher.

Brodowin ist ein kleines Dorf mit 450 Einwohnern, es liegt am Rande des Parsteiner Sees und ist einer der wenigen Orte in der Region, die ein Bevölkerungswachstum aufweisen.
Brodowin ist ein kleines Dorf mit 450 Einwohnern, es liegt am Rande des Parsteiner Sees und ist einer der wenigen Orte in der Region, die ein Bevölkerungswachstum aufweisen.Volkmar Otto

Doch seit Ende Februar ist es bestätigt: Charles kommt wirklich. Die Bauarbeiten, die derzeit auf dem 2500 Hektar großen Hof stattfinden – das Ökodorf Brodowin ist der größte Demeter-Hof Deutschlands – , wurden noch einmal vorangetrieben, damit auch alles ordentlich ist, wenn der hohe Besuch eintrifft. Und auch sonst laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, wie Rutscher versichert.

Nicht alle Mitarbeiter sind neugierig auf König Charles

Man werde Seine Majestät über den 80 Kilometer nordöstlich von Berlin im Landkreis Barnim gelegenen Hof führen, der 1991 aus einer LPG hervorging und heute 150 Mitarbeiter beschäftigt. Von denen allerdings nicht alle in die Knie gehen ob des royalen Besuchs, wie Franziska Rutscher berichtet: „Einige interessiert der Besuch von Charles, sie freuen sich darauf ihn kennenzulernen. Andere wiederum sind jetzt nicht so neugierig.“ Jeder, der gewollt hätte, hätte sich für den Besuch anmelden können, am Ende waren es etwas mehr als 30 Mitarbeiter, die den König nun begleiten werden bei seiner Runde durch das Ökodorf, in dem 160 Milchkühe, 250 Milchziegen und 2400 Hennen leben sowie 15 Gemüsesorten nebst Futter für die Tiere angebaut werden.

Brodowin von oben: Das Ökodorf in Brandenburg ist heute der größte Demeter-Betrieb Deutschlands.
Brodowin von oben: Das Ökodorf in Brandenburg ist heute der größte Demeter-Betrieb Deutschlands.Volker Gehrmann;

Ein Programmpunkt steht bereits fest: Die Mitarbeiter um die Inhaberfamilie von Maltzan wollen gemeinsam mit ihrem illustren Gast Käse in der hauseigenen Molkerei produzieren. „Seine Majestät soll schon mit anpacken“, sagt Rutscher, „wenn wir unseren Bauernkäse mit Möhrensaft machen.“ Der habe eine schöne orange Farbe und erinnere damit vielleicht ein wenig an den Cheddar von der Insel.

150 Laibe wolle man gemeinsam herstellen, die mit einem Krönchen-Emblem versehen und in den Handel gegeben würden. In den Berliner Alnatura-Filialen und beim Brodowiner Lieferservice kann man das Milchprodukt aus Monarchenhand dann exklusiv erstehen.

Hier wird auch Charles mitmachen dürfen: bei der Produktion des Brodowiner Bauernkäses.
Hier wird auch Charles mitmachen dürfen: bei der Produktion des Brodowiner Bauernkäses.Ökodorf Brodowin

Letztlich ist es dann auch wieder gar nicht so überraschend, dass der König sich den Biohof ausgesucht hat für eine Stippvisite. Charles interessierte sich schon für ökologische Landwirtschaft, als man dafür noch verlacht wurde.

Er besitzt Güter in Cornwall und Highgrove House mit einer Produktionsstätte für Lebensmittel, die nach biologisch-ökologischen Grundsätzen produziert werden und deren Erlös für wohltätige Zwecke verwendet wird. In Tetbury, Gloucestershire, betrieb er bis vor wenigen Jahren noch die zum Anwesen Highgrove gehörende Duchy Home Farm – dort wird seit 1985 im ökologischen Landbau gearbeitet. Bekannt wurden vor allem die von dort ausgelieferten Gemüsekisten.

Gemüsekisten liefern auch die Brodowiner aus, in ganz Berlin und von Potsdam bis nach Prenzlau, teilweise schon emissionsfrei mit E-Lastenrädern. Gesprächsstoff und Anknüpfungspunkte dürfte es daher reichlich geben. „Wir hoffen, dass wir uns mit Charles darüber unterhalten können, wie man mit Bio-Landwirtschaft auch die Großstadt ernähren kann“, sagt Franziska Rutscher. 

Man habe im Ökodorf schon viele prominente Gäste gehabt, sagt die Sprecherin noch. So hätte der frühere Bundespräsident Joachim Gauck seine Antrittsreise ins Bundesland Brandenburg 2013 für einen Besuch des Betriebes genutzt. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt verpackte er in der Molkerei Butter. Aber dass nun der britische König zu Besuch komme, das sei schon „eine ganz besondere Nummer“.