Es sollte nur eine nette Geste am Rande sein, keine große Sache. Es kam anders: Explodierte Kosten, Ärger, Vorwürfe, Beschwerden. Es hat sich also richtig gelohnt.
Am Anfang war ein Geschenk: Ein Bekannter überreichte mir sein neuestes Buch. Ich wollte mich zeitnah revanchieren – und zwar mit der neuesten Ausgabe des B-History-Magazins der Berliner Zeitung samt einem älteren Exemplar. Rasch war das Kuvert beschriftet, schnell damit zur nächstgelegenen Post. Oder das, was sich heute so nennt.
Zum Zehnerblock genötigt
Denn die nächste richtige Filiale in meinem Neuköllner Kiez, an der fachkundige Postmitarbeiter Briefmarken verkaufen, Pakete entgegennehmen und Auszahlungen für Postbankkunden vornehmen, ist inzwischen ein ganzes Stück weit weg. Der frühere Staatskonzern hat nämlich die beiden nächstgelegenen und stets sehr gut besuchten Filialen am Hermann- und am Marheinekeplatz vor ein paar Monaten geschlossen. Daher zum nächsten Laden, der Postdienstleistungen nebenbei anbietet: ein Süßkram-Tabak-Presse-Shop im Graefekiez.
Einzelne Briefmarken verkaufe er nicht, schnauzt mich der Mann hinter der Briefwaage an. Nur Zehnerblocks – entweder mit 85-Cent-Marken oder mit 100-Cent-Marken. Dabei steht auf der Post-Website als Leistung der bewussten Filiale explizit: „Briefmarke kaufen“ – Singular, nicht Plural. Doch alle Einwände werden rüde beiseitegewischt. Fragen hätte ich nicht zu stellen, wird mir beschieden. Ich könne mich schriftlich beim Chef des Ladens beschweren. Basta! Geplättet von so viel Unfreundlichkeit und getrieben von Zeitnot kaufe ich einen Zehnerblock 100er-Briefmarken. Drei Marken reichen dann für das angesagte Porto von 2,75 Euro.
Der Filial-Partner hätte Ihnen natürlich auch eine einzelne Briefmarke verkaufen müssen. Warum er das nicht getan hat, können wir leider nicht mehr im Detail nachvollziehen. Unsere Vertriebskollegen werden sich mit ihm weiter intensiv austauschen, damit so etwas in Zukunft nicht noch einmal vorkommt.
Damit ist das Kuvert frankiert, aber immer noch leer. Wenigstens klappt der Kauf der beiden Magazine an anderer Stelle reibungslos; rein damit ins vorbereitete Kuvert und zugeklebt. Auf dem Rückweg komme ich schneller an einem anderen Laden mit Postservice vorbei als an einem Briefkasten. Der Mann legt das frankierte Kuvert auf die Waage: Übergewicht! 17 Gramm sei der Großbrief zu schwer, daher seien die drei Euro Porto nicht ausreichend. Vielmehr sei ein spezielles Label notwendig, über das er aber nicht verfüge. Im Laden fünf Straßen weiter jedoch, dort würde ich es bekommen …

