Berlin

Bewerbung für die Sommerspiele: Olympia – das wird Berlin Milliarden kosten

Da freuen sich alle Mitglieder des Abgeordnetenhauses auf die Sommerpause, und dann macht der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Donnerstag im Plenum plötzlich diesen Vorschlag: Man könne sich doch im August wiedersehen zu einer Sondersitzung, um über Berlins Olympiabewerbung zu diskutieren. Bis Ende August will der Senat wie berichtet den Fragenkatalog des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) beantworten. Auf Grundlage der Antworten will der DOSB entscheiden, ob sich Deutschland für die Sommerspiele 2024 oder 2028 bewerben soll, und ob Berlin ein geeigneter Austragungsort wäre.

Der Senat will die 13 Fragen ganz allein beantworten. Die Opposition ist darüber empört, die Piraten setzten das Thema im Plenum auf die Tagesordnung der letzten Sitzung vor den großen Ferien. Es wurden die lebhafteste Debatte der Sitzung. Zu Beginn debattierten Koalition und Opposition zum wiederholten Mal über die Wohnungsbaupolitik. Mit dem Thema, das Berlin am Donnerstag wohl am meisten bewegte – der Einigung mit den Flüchtlingen in der Gerhart-Hauptmann-Schule – beschäftigten sich die Abgeordneten in der Fragestunde.

„Sie hätten ja mal anrufen können“

Die Olympia-Debatte war dagegen ein kleiner Akt der Selbstbehauptung der Opposition. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Piraten, Heiko Herberg, warf dem Senat vor, die Bewerbung im Alleingang zu planen. Das sei unangemessen. „Es geht nicht darum, die Bürger von Olympia zu überzeugen, sondern zusammen mit ihnen eine Vision für die Spiele auszuarbeiten“, sagte er. In Hamburg, das ebenfalls eine mögliche Bewerberstadt ist, sei man längst weiter. Dort erarbeitet der Senat derzeit im Auftrag der Bürgerschaft eine Studie zur Durchführbarkeit der Spiele. „Sie hätten uns ja wenigstens mal anrufen können“, sagte er an Klaus Wowereit gewandt.

Die Piraten sind also zumindest bereit, über Olympia zu reden. Die Grünen auch. „Es ist die Chance, dass Olympia in Berlin nicht mehr mit 1936 verknüpft wird, dass wir uns als offene, demokratische Stadt präsentieren“, sagte ihr sportpolitischer Sprecher Martin Beck. Kategorische Ablehnung kommt nur von den Linken, deren Abgeordnete die Debatte mit grummeligen Zwischenrufen unterlegten. Ihr Fraktionsvorsitzender Udo Wolf höhnte: „Vor vier Wochen hat Finanzsenator Nußbaum noch gesagt, es gebe kein Geld für mehr Investitionen. Und jetzt können wir uns auf einmal Olympia leisten?“ Olympische Spiele bedeuteten Haushaltsrisiken in Milliardenhöhe, wer anderes behaupte, sei unseriös.

Das tat Klaus Wowereit dann aber gar nicht, der gleich nach Wolf ans Rednerpult ging und erstaunlich engagiert für die Spiele stritt, nachdem er wochenlang wenig dazu gesagt hatte. „Diese Spiele werden selbstverständlich Milliarden kosten“, rief er in den Plenarsaal. Aber zum einen ginge es nicht um die Olympia-Bewerbung Berlins, sondern um die des ganzen Landes, deshalb trage die Stadt die Kosten auch nicht allein. Und zum anderen müsse man eine Antwort auf die Frage finden, ob demokratische Länder noch große Sportveranstaltungen ausrichten möchten, oder ob sie nur noch an Diktaturen vergeben werden sollen.

„Die olympischen Spiele sind unsere Chance, das zu präsentieren, wofür wir hier täglich kämpfen – eine liberale, offene Gesellschaft.“ So viel zu den großen Linien. Interessante Anregungen zu Details der möglichen Bewerbung lieferte noch der CDU-Abgeordnete Tim-Christopher Zeelen. Er malte aus, dass Schwimmwettbewerbe in der bis dahin sauberen Spree stattfinden könnten und Beachvolleyball-Spiele vor dem Reichstag. Außerdem regte er einen Olympia-Sonderausschuss im Parlament an.

Erst einmal aber wird sich der Sportausschuss mit dem DOSB-Fragenkatalog befassen, und zwar schon an diesem Freitag. Dann aber beginnt die Sommerpause wirklich. Klaus Wowereits Vorschlag zu einer Olympia-Sondersitzung griff jedenfalls niemand auf.