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Berliner Umweltexperte: Es müsste aktuell noch mehr regnen

Die Natur hat den Regen dringend gebraucht. Aber es war noch nicht genug, sagt der Berliner Naturschützer Derk Ehlert. Es fehle ein Dreivierteljahr Regen.

Der Dauerregen in Berlin ist für einige Menschen ärgerlich, der Natur tut er gut.<br>
Der Dauerregen in Berlin ist für einige Menschen ärgerlich, der Natur tut er gut.
Berliner Zeitung/Markus Wächter

Berlin-Wochenlang herrschte in Berlin Dürre und jetzt gibt es gefühlte Unmengen an Niederschlag – ist das eine Erleichterung für die Natur? Ja, sagt der Umwelt- und Wildtierexperte des Berliner Senats, Derk Ehlert. Die Regenmenge eines ganzen Monats fiel nun in wenigen Stunden. Zu viel in zu kurzer Zeit für die Pflanzen, um das Wasser aufzunehmen. Es müsse erst tiefere Schichten erreichen, die ausgetrocknet sind, um zum Beispiel den Bäumen zu nutzen.

„Es ist mehr als wichtig und richtig, dass es regnet. Der Regen ist ein Segen für die Pflanzen und Tiere. Aber wir schleppen noch ein großes Defizit aus den Wintermonaten mit“, erklärt Ehlert. Denn nicht nur dieser Frühsommer war besonders niederschlagsarm. Der starke Regen müsste sich deshalb in diesem Jahr noch oft wiederholen, um die tiefer liegenden Schlichten ausreichend zu versorgen. Und nicht nur dieser Berliner Winter war trocken, in den vergangenen drei bis vier Jahren habe es insgesamt zu wenig geregnet. „Deshalb fehlt eine Dreivierteljahresmenge an Niederschlag“, meint Ehlert.

Die Situation im Wald ist etwas entspannter als auf den Grünflächen innerhalb der Stadt. Denn im Wald kann wegen der unversiegelten Flächen mehr Wasser in den Boden dringen. Aber auch dort brauche dieser Vorgang Zeit. „Zunächst dringt das Wasser fünf bis fünfzehn Zentimeter tief, das hilft vor allem den flachwurzelnden Gehölzen“ sagt Ehlert. Die Waldbrandgefahr sei momentan reduziert, aber die tieferen Laubschichten seien immer noch trocken. Nicht nur die Wurzeln brauchen Wasser, sondern auch die Bodenorganismen, die für die Humusbildung verantwortlich sind. Sie wandern bei Trockenheit in tiefere Bodenschichten ab, so dass beispielsweise Tiere, die sich von Regenwürmern ernähren, in den letzten sechs Wochen einen Nachteil hatten.

Bis zu 70 Liter Regen pro Quadratmeter

„Die Verteilung des Regens ist zwar punktuell, dennoch kann man von einem ergiebigen Landregen sprechen“, sagt Ehlert. Zu Erosionen kommt es eher bei starken Gewitterregen, die in letzter Zeit in vielen Regionen Deutschlands vorkamen. In Berlin und Umgebung fiel dagegen langanhaltender Regen über zwei Tage. „Wir sind in der glücklichen Situation, dass der Regen von Südbrandenburg nach Norden zog und nachts dann wieder drehte“, so Ehlert. Vereinzelt gab es zwar auch hier Überschwemmungen, die Schäden seien aber überschaubar.

In den Gärten ist es laut dem Experten wichtig, das Wasser aufzufangen, um für eine kontinuierliche Wasserversorgung zu sorgen. Die Stadt bewässere Schmuckanlagen und Rasen, der intensiv genutzt wird, bei größeren Flächen wäre der Wasserverbrauch zu hoch.

Die Regenmenge unterschied sich innerhalb der Region und auch innerhalb von Berlin stark. „Während im Norden bis zu 70 Liter Regen fielen, kam der Südosten nur auf etwa 30 Liter“, erklärt Meteorologe Robert North vom Deutschen Wetterdienst Potsdam. Die Angaben beziehen sich auf einen Quadratmeter und 24 Stunden, zwischen 8 Uhr am Mittwoch und 8 Uhr am Donnerstagmorgen. Köpenick kam beispielsweise nicht auf die gesamte Niederschlagsmenge für Juni. Auch Potsdam lag mit 34 Litern deutlich unter den durchschnittlich 69,2 Litern. In Staaken bei Spandau, das ebenfalls ganz im Westen liegt, fielen dagegen knapp 70 Liter pro Quadratmeter.

Die nordöstliche Uckermark war die am stärksten betroffene Region mit 200 Litern innerhalb von 24 Stunden, dort kam es zu Überflutungen. Hier liefen Keller voll, Bäume sind umgestürzt und auf der A20 ist eine Straßenböschung abgerutscht, wie die dpa berichtete.

Die Feuerwehr in Berlin war dagegen nicht übermäßig belastet. „Größere Vorfälle gab es nicht, mal ein Ast oder ein bisschen Wasser im Keller. Das Spektakulärste war, dass vor zwei Tagen ein Blitz in einen Baum eingeschlagen hat. Er stand aber auf freiem Feld“, sagt Sprecher Kevin Bartke. Auch in Brandenburg musste die Berliner Feuerwehr nicht aushelfen.

Auch bei der BVG gab es laut Sprecher keine größeren Vorkommnisse.