Zwei Sandflächen mit Schaukel und einem Klettergerüst, das die Form einer S-Bahn hat. Das Gras auf der Grünfläche ist kurz geschnitten und und sieht auf den ersten Blick sauber und gepflegt aus. Am Rand sind Beete aus roten Rosen gepflanzt worden. Es ist ein früher Mittwochnachmittag. Der Spielplatz ist leer – fast. Auf einer Bank sitzt ein Mann und telefoniert, nicht weit davon liegt ein Mann in einer großen Korbschaukel mit geschlossenen Augen, aus seinem Handylautsprecher tönt leise Techno-Musik. Sein Gesicht ist kreidebleich und verschwitzt, die alte Kleidung ist dreckig.
Der S-Bahn-Spielplatz steht in der Simplonstraße in Friedrichshain, direkt nebenan ist einer der Knotenpunkte des öffentlichen Berliner Nahverkehrs: das Ostkreuz. Bis vor wenigen Wochen spielten hier regelmäßig Kinder der Kita mit dem Namen „Rabenkinder“. Doch dann wurde eines der Kinder beim Spielen von einer Spritze verletzt.

Der Vierjährige, so erzählt es eine Erzieherin, sei am 19. August auf dem S-Bahn-Spielplatz auf eine Spritze getreten. „Das Kind hat es uns nachmittags erzählt“, sagt die Erzieherin gegenüber der Berliner Zeitung. Schnell war klar, welche Art von Spritze es war und dass es durchaus gefährlich ist. „Die Mutter des Kindes hat die Nadel später am Rand des Spielplatzes bei den Büschen gefunden. Ein Arztbesuch habe im Anschluss ergeben, dass das Kind unversehrt geblieben ist.“
Eine Mutter der Elterninitiative von der „Rabenkinder“-Kita kennt die Zustände am S-Bahn-Spielplatz. Eine weitere Erzieherin aus der Kita fügt hinzu, das sei nicht der einzige Vorfall gewesen, bei dem Kinder auf diesem Spielplatz mit Werkzeugen von Drogenkonsumenten in Kontakt gekommen seien. Außerdem seien nicht nur Spritzennadeln ein Problem, mit dem Kinder und Erzieher sich auf diesem Spielplatz herumschlagen müssten.
Zwischen roten Rosen und Sandkästen liegen Zigaretten, Drogen und Fäkalien
„Die Eltern wollen nicht, dass wir den Spielplatz besuchen, weil ihre Kinder in alle möglichen Ecken kommen – auch in die, die wir nicht absichern können“, sagt die Erzieherin. „Das ist eine Verantwortung, die wir gar nicht übernehmen können.“ Sie arbeitet seit einem Jahr bei der „Rabenkinder“-Kita. Früher habe man zwar auch schon Spritzenreste auf dem Spielplatz gefunden, aber eben noch nie Nadeln.
Es sei außerdem die generelle Situation auf dem Platz, die viele Eltern und Erzieher ärgert: Überall liegen Zigarettenstummel und Fäkalien herum, auf den Gehwegen des Spielplatzes blitzen Scherben von Bierflaschen in der Sonne. Neben einer Bank liegt Abfall und in den Büschen finden sich kleine Plastik-Reaktionsgefäße, in denen häufig Drogen transportiert werden.
Da nimmt man dann halt ’ne Schaufel, das kann man beseitigen. Bei den Nadeln ist das nicht ganz so leicht.
Die Eltern haben versucht, das Grünflächenamt zu erreichen. Bisher haben sie aber nicht vielmehr erreichen können, als auf den Anrufbeantworter zu sprechen. Eine Reaktion des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg steht noch aus. Auf Anfrage der Berliner Zeitung teilte das Bezirksamt mit, normalerweise würden Spielplätze im Bezirk im Sommer zweimal wöchentlich gereinigt. Aktuell gebe es sogar drei Reinigungen pro Woche, mehr könne man aufgrund begrenzter Haushaltsmittel nicht gewährleisten. Eine „überdurchschnittliche Beschwerdelage“ über Spritzenfunde gebe es bei diesem Spielplatz jedoch nicht.
