Unaufhaltsam kreist die Erde um unsere Sonne, Jahr um Jahr legt unser Planet dabei sagenhafte 940 Millionen Kilometer zurück. Um es uns einfacher zu machen, legen wir auf dem etwas über 365 Tage dauernden Orbit nahezu willkürlich fest, wo die neue Runde beginnt. Neuer Orbit, neues Glück.
Allen irdischen Kalendern liegt die genaue Beobachtung des Himmels zugrunde – Monat und Jahr sind die auf unterschiedliche Weise festgehaltenen Zyklen des Himmels, die uns auf Erden komplexe soziale Strukturen und Handel ermöglichten: Am 1. Januar 2023 beginnt ebenfalls das japanische Jahr 2683, am 22. Januar startet das 40. Jahr im 79. Zyklus des traditionellen chinesischen Kalenders als das Jahr des Hasen, das islamische Jahr 1445 wird mit dem Sonnenuntergang am 18. Juli eingeläutet und ab dem 15. September feiern wir das jüdische Jahr 5784.
Der neue Orbit startet mit astronomisch perfekten Bedingungen langer Nächte und kurzer Tage, um fernab der Lichter der Städte die feiertägliche Massenträgheit zu überwinden. Trotz des schwerwiegenden, gegenläufigen Eindrucks hat sich über die Feiertage keine Veränderung der Erdmasse von 5,97 Trilliarden Tonnen ergeben. Am 4. Januar erreicht die Erde dessen unbeeindruckt den sonnennächsten Punkt auf ihrer elliptischen Umlaufbahn. Uns trennen dann 147 Millionen Kilometer von unserem Tagesgestirn Sonne mit schlanken 333.000 Erdmassen. Hier wird deutlich, dass nicht der Abstand zu unserem Stern die Jahreszeiten bedingt, sondern eben die Schräglage der Erdachse von 23,5° und den sich über das Jahr hinweg ändernde Sonneneinstrahlung und Tageslänge.
Zwölf Mondmonate ergeben 354 Tage
Viel dichter und einträglicher ist uns der Mond ein Wegweiser durch die Nacht: am 7. Januar belebt der Vollmond die Nacht, die Sichel des abnehmenden Halbmondes (letztes Viertel) leuchtet am Morgenhimmel des 15. Januar, am 21. Januar verschwindet der Mond zwischen Sonne und Erde als Neumond und der zunehmenden Halbmond (erstes Viertel) steht am Abendhimmel des 28. Januar. Knapp über 29 Tage benötigt der Mond für einen Orbit um die Erde. Dabei wollen 73,5 Trillionen Tonnen (0,012 Erdmassen) bewegt werden. Zwölf Mondmonate ergeben zusammengerechnet nur ein Jahr von 354 Tagen, sodass unsere heutigen Monate vom Namensgeber Mond entkoppelt sind und die etwas krude Aufteilung von 30, oder 31 Tagen mit dem Ausreißer des Februars aufweisen.
Die Riesenplaneten Jupiter (318 Erdmassen) und Saturn (95 Erdmassen) sowie der rote Planet Mars (0,107 Erdmassen) stehen bereits am Himmel, wenn die Sonne untergangen ist und den Blick in den Kosmos freigibt. In Richtung Südwesten gesellt sich im Laufe des Monats der Planet Venus (0,815 Erdmassen) gar als Abendstern dazu. Nur muss sich unser innerer Nachbarplanet noch etwas mehr aus dem Glanz der Sonne hervorarbeiten. Venus zieht am 22. Januar südlich am Planeten Saturn vorbei und der Planetenreigen erhält am Abend des 23. Januar wunderschönen Besuch der zunehmenden Mondsichel. Venus wandert rasch vor dem Hintergrund der Sterne, wechselt am 2. Januar in das Sternbild Steinbock und bereits am 24. Januar in den Wassermann. Dabei verspäten sich ihre Untergänge von 17.16 Uhr am 1. Januar zu 18.57 Uhr am 31. Januar. Im Fernrohr, oder im Feldstecher offenbart sich ihre wahre Gestalt, da sie als von der Erde aus gesehen innerer Planet Beleuchtungsphasen aufweist. Im Januar erscheint Venus passend zur Jahreszeit klein, rund und voll … beleuchtet.
Unweit steht der Planet Saturn im Sternbild Steinbock, der uns allerdings nur bis zum Ende des Monats erhalten bleiben wird. Danach kann der Planet sich dem hellen Schein der Sonne nicht mehr erwehren und steht am 16. Februar für uns unbeobachtbar in Konjunktion. Anfang des Monats geht Saturn um 19.38 Uhr, am 31. Januar dann schon um 17.59 Uhr unter. Jupiter bietet da im Sternbild Fische noch mehr Chancen zur Beobachtung, geht Jupiter doch am 1. Januar erst um 23.23 Uhr unter, am 31. Januar um 21.52 Uhr. Perfekte Bedingungen also im Januar mit einem Teleskop gen Riesenplaneten zu spähen. Belohnt werden die Beobachtenden mit kosmischen Ansichten seiner Wolkenbänder, dem Sturmgebiet des uninspiriert benannten Großen Roten Flecks, oder den sich rasch verändernden Konstellationen seiner 79 Monde. Am 20. Januar erreicht Jupiter ebenfalls den sonnennächsten Punkt, das sogenannte Perihel, seiner elliptischen Umlaufbahn. Jupiter trennen dann gigantische 741 Millionen Kilometer von der Sonne. Umgerechnet ist das etwa der fünffache Abstand unserer Erde zur Sonne.
Hoch über uns strahlt der rote Planet Mars im Sternbild Stier. Im Dezember noch stand unser Nachbarplanet in Opposition zur Sonne und ist daher auch im Januar nahezu die gesamte Nacht zu beobachten, wenn er am 1. Januar um 6.16 Uhr am Monatsletzten um 4.23 Uhr untergeht. Wer so lange durchhält, kann Nacht für Nacht beobachten wie der Planet Mars sich vom sogenannten goldenen Tor der Ekliptik, besteht aus den Sternhaufen Hyaden und Plejaden, entfernt. Eisenoxid im Gestein und Sand verleiht dem vermeintlichen kosmischen Kriegsgott seine rötliche Färbung. Mars bot in der Vergangenheit große Ozeane und war damit der Erde ähnlich. Nur 11 Prozent der Erdmasse waren wohl zu wenig, um dauerhaft eine dichte Atmosphäre zu halten und so präsentiert sich der Mars heute nur als eine öde, kalte Wüstenlandschaft.
Der Mond kann auch hier ein guter Wegweiser sein, um die Planeten zweifelsfrei am Himmel auszumachen: ab dem 23. Januar schreitet der Mond die Planeten am Abendhimmel ab, beginnt mit Venus, steht am 25. Januar bei Jupiter, am 31. Januar bei Mars. Die Sternkarte zeigt den Sternenhimmel über Berlin in seiner allnächtlichen Schönheit jedoch deutlich später in der Nacht, wenn Venus und Saturn schon untergangen sind: Am 1. Januar um 23.00 Uhr, am 15. Januar um 22.00 Uhr und am 31. Januar um 21.00 Uhr. Über dem Nordosthorizont steht das Sternbild des Großen Bären als immerwährender Wegweiser zum Polarstern: Einen Teil des Sternbildes kennen wir gemeinhin als Großen Wagen. Verbindet man die hinteren beiden Sterne des Wagenkastens und verlängert diese Linie fünfmal nach oben, erreicht man den Polarstern. Zieht man die kürzeste Verbindung zum Horizont, finden wir die Nordrichtung. Verlängern wir die gedachte Linie über den Polarstern hinaus, erreichen wir das Himmel-W, das Sternbild Kassiopeia, die als eitle, schlanke Königin den Weg zu den Sternen gefunden hat.
In südlicher Richtung hat sich der Winterhimmel eingerichtet. Imposant erstreckt sich das Wintersechseck mit prächtig hellen Sternen: Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund und Kastor in den Zwillingen. Das Sternbild des sportlichen Himmelsjägers Orion ist dabei die auffälligste Sternenanordnung. Viel Fantasie ist gefragt, um aus der Reihe der drei Sterne einen Gürtel zu erkennen. Die zwei hellen Sterne „oben“ stellen die Schultern dar und die zwei Sterne Rigel (17 Sonnenmassen) und Saiph (16 Sonnenmassen) die Knie.
Roter Überriese vor dem Kollaps
Hier finden wir auch das berühmte Sternentstehungsgebiet M42, den Orionnebel. Der Stern Beteigeuze in der Schulter des Orion ist mit 20 Sonnenmassen ein ziemlicher kosmischer Klopper. Als Roter Überriese steht der Stern vor dem Kollaps, dem größten anzunehmenden Sternenunfall im Kosmos, einer Supernova. Um Aldebaran (1,7 Sonnenmassen) im Sternbild Stier zu finden, eignet sich der Gürtel des Orion als Wegweiser. Verlängert man diesen nach oben, erreicht man den gesuchten Stern. Verlängert man die Sternreihe gen Horizont, findet sich dort der hellste Fixstern des Himmels, der Stern Sirius im Sternbild Großer Hund. In nur neun Lichtjahren Entfernung reichen seine zwei Sonnenmassen, um so hell am Himmel zu erscheinen.

Sternschnuppenstrom bis zum 10. Januar
Umso schöner erscheinen uns Sternschnuppen, auch wenn diese nur wenige Milligramm bis Gramm schwer sind. Es sind kleine kosmische Staubkörnchen, die mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre eindringen und verglühen. Vom 1. bis 10. Januar ist der Sternschnuppenstrom der Quadrantiden aktiv. Scheinbar ausgehend vom Sternbild Bärenhüter (lat. Bootes) können beim Maximum in den Morgenstunden des 4. Januar unter guten Bedingungen bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde bestaunt werden, realistisch dürften es jedoch ein bis zwei Dutzend sein. Und wahrlich können wir den einen, oder anderen Wunsch für das neue Jahr gebrauchen.
Im Januar haben wir die längsten Nächte und kürzesten Tage überwunden und blicken gemeinsam auf ein neues, gleichsam spannendes Jahr. Unumstößlich sind die Kreisläufe des Universums, die uns Zeit, Kalender und Orientierung geben. Mögen uns die nächtliche Ruhe und die kosmischen Wahrheiten des schier unendlichen Universums Trost und Kraft spenden, um der irdischen Entropie aus Gesellschaft und Krieg entgegenzuwirken. Da mag es nach den Weihnachtstagen Trost spenden, dass neben Zeit und Raum auch das Gewicht nur relativ ist und man aus gesundheitlichen Gründen nur die Nähe zu Schwarzen Löchern meiden sollte!


