Die Bergmannstraße ist keine groß angelegte Prachtallee, sondern ein Sträßchen, das nur zufällig bekannt wurde. Es gab sie schon, als die Stadtplaner Lenné und Hobrecht Anfang des 19. Jahrhunderts ihre papiernen Pläne über das Ackerland im Süden der Stadt stülpten und es mit Rechtecken aus kleinen Straßen und langen Geraden breiter Alleen versahen. Wenig später flankierten Geschäfte, Werkstätten, Gartenlokale und ein Kino die Pflasterstraße. Aber schon ein Jahrhundert später verfiel Berlins Gründerzeitarchitektur zu Ruinen. Die Stadt wurde zum Mahnmal, das auch 30 Jahre nach Kriegsende noch voller Brachen und durch eine Mauer geteilt war.
Dennoch tauchten in den Siebzigern erste Touristen in der Bergmannstraße auf. Sie kamen der Trödler wegen, die sich, angezogen durch günstige Mieten im Schatten des antiimperialistischen Schutzwalls, angesiedelt hatten, gemeinsam mit einem bunten Volk aus Wehrdienstverweigern, Hippies und Künstlern aller Art. Die richteten in den noch leer stehenden Erdgeschossen Geschäfte, Werkstätten und Kneipen ein. Die Bergmannstraße wurde zur Schaubühne alternativer Lebensentwürfe.

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