Als „besorgniserregendes Bild“ bezeichnen die Autoren der IQB-Bildungstrendstudie 2021 ihr Ergebnis im Fazit. Jeder vierte deutsche Viertklässler hat Probleme mit der Rechtschreibung, jeder fünfte mit Lesen und Rechnen. Erfasst wurden die Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik.
Für die Ergebnisse Berlins passt eher die Kategorisierung, die die Wissenschaftler ein paar Zeilen weiter vornehmen: „nicht hinnehmbar“. Fast ein Drittel der Schüler erreicht hier nicht den Mindeststandard im Lesen. Noch erschütternder fällt die Bilanz bei der Rechtschreibung aus: Beinahe die Hälfte der Schülerinnen und Schüler erreichte hier nicht den Mindeststandard. In der Orthografie sind wir Berliner bundesweit Schlusslicht.
Die schlechten Ergebnisse in Berlin waren erwartbar
Leider sind die dramatischen Ergebnisse der Hauptstadt vor allem eines: nicht überraschend. Dass Corona uns abgeschlagen hätte, kann keine Entschuldigung sein. Denn Hamburg hat es geschafft, sein Ergebnis von vor fünf Jahren trotz Corona zu halten. Wenn Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) sagt, dass die Ergebnisse zeigen, „wie wichtig Präsenzunterricht ist“, klingt das eher wie ein schlechter Scherz. Die Ergebnisse zeigen doch vor allem eines: dass die Berliner Schulpolitik seit Jahrzehnten Bildungsverlierer produziert. Denn nichts anderes bedeuten diese verheerenden Zahlen zu einem für den späteren Lebensweg entscheidenden Zeitpunkt.
Eine der entscheidenden Ursachen: Viele Kinder kommen in die Schule, ohne richtig Deutsch zu sprechen. Denn die eigentlich verpflichtenden Sprachstandserhebungen in der Vorschule werden nicht eingehalten, und die sprachliche Förderung, die gegebenenfalls folgen sollte, wird nicht umgesetzt. Mit dieser Nachlässigkeit nimmt man nicht nur ihnen, sondern auch dem Rest der Klasse, der durch die zusätzliche Arbeit für die häufig quereingestiegenen Grundschullehrkräfte ebenfalls ausgebremst wird, die Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft.
Die Lehrer streiken schon wieder für kleinere Klassen
Als wäre das alles nicht schlimm genug, lassen wir zu, dass jedes Jahr Hunderte Lehrkräfte aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen nach Brandenburg oder in andere Bundesländer abwandern. Zwar ist man inzwischen zumindest etwas zur Vernunft gekommen und verbeamtet Lehrkräfte wieder. Aber diejenigen, die uns nun fehlen, kommen auf absehbare Zeit nicht zurück.

