Berlin-Die Berliner Schulen sollen bis 24. Juni im Wechselunterricht bleiben. Das hatte die Berliner Senatsverwaltung vorletzte Woche den Schulleitungen in einem Brief mitgeteilt. Seitdem reißt die Protestwelle nicht ab. Besonders die Eltern haben natürlich ein Interesse daran, dass die Kinder möglichst schnell in den Präsenzunterricht zurückkehren. Täglich erreichen die Redaktion der Berliner Zeitung mehrere Leserbriefe. Die Absender blicken auf die Öffnung der Außengastronomie und der Fitnessstudios und bezeichnen die Versprechungen der Politiker – dass Kinder und Jugendliche bei der Öffnungen absolute Priorität genießen – als Phrasen. Befeuert wird die Diskussion durch die Brandenburger Pläne, hier die Schulen noch im Juni vollständig zu öffnen.
Natürlich gibt es viele Schüler, die vor der großen Sommerpause gerne noch mal ein Gefühl bekommen möchten von: „So normal kann sich Schule anfühlen“. Andere finden es eigentlich ganz schön, nur jeden zweiten Tag so höllenfrüh aufstehen zu müssen. Das heißt, sowohl die Schülerschaft als auch die Elternschaft sind gespalten. Der Sprecher des Landeselternausschusses Norman Heise verweist darauf, dass die Elternstimmen, die nun vehement den Regelbetrieb fordern, nur sehr vereinzelt aus den schulgesetzlich verfassten Elternvertretungen kommen. „Im Vergleich zu anderen Maßnahmen der SenBJF wie Testpflicht vor einem Monat oder der Rückkehr zum Präsenzbetrieb von Anfang des Jahres, wo es starke Proteste aus den Gesamtelternvertretungen der Schulen, aus den Bezirkselternausschüssen und entsprechende Petitionen mit bis zu 52.000 Unterschriften gab, sehen wir aktuell viele einzelne Eltern, die uns schreiben und ihre Proteste formulieren und eine Petition, die zwar auf einen mittleren vierstelligen Bereich zugeht, aber damit auch nur einen sehr geringen Teil der Eltern abbildet. Es ist also nicht so, dass die ganze Stadt die Öffnung der Schulen fordert.“
Schulleiter und Lehrer begrüßen die Entscheidung
Die meisten Schulleiter und Lehrkräfte sind hingegen zufrieden mit der Entscheidung von Sandra Scheeres und damit, dass nicht ein erneuter organisatorischer Kraftakt ansteht. Schließlich bleiben in Berlin nur noch gut vier Wochen bis zum Anfang der Sommerferien. In dieser Zeit muss das Schuljahr noch ordentlich zu Ende geführt werden, die Zeugnisse wollen geschrieben, die letzten Abiturprüfungen abgelegt sein. Ein Sprecher der Bildungsverwaltung teilte mit, dass die Schulen noch individuelle Lernstandserhebungen durchführen – zum Beispiel mit den bewährten Testformaten LAUBE und ILEA – um das Aufholen der Corona-Rückstände systematischer betreiben zu können. Zusätzlich soll es am Anfang des nächsten Schuljahres eine zentrale Lernstandserhebung geben, für die derzeit die Aufgaben erarbeitet werden.
Die Lehrerin und frühere Journalistin Domenika Ahlrichs schreibt auf Twitter: „In Berlin werden Zeugniszensuren Anfang Juni eingetragen. Das ist in zwei Wochen. Kurz darauf sind Ferien. Wer jetzt also eine Rückkehr zum ‚Regelunterricht‘ fordert, fordert im Grunde vor allem Unterbringung von Kindern. Auch okay, aber das soll man dann auch so sagen.“
Präsenzunterricht ab August und neuer Stufenplan
Der Plan der Bildungsverwaltung ist es, Anfang August an allen Berliner Schulen wieder Präsenzunterricht anzubieten. Deshalb wird aktuell an einer Neufassung des Stufenplans gearbeitet. Ob dieser Plan Wirklichkeit werden kann, hängt natürlich vom Infektionsgeschehen ab und von der Frage, wie zügig die Impfung von Lehrern und Schülern voranschreitet. Da die Senatsverwaltung keine Impfcodes mehr an Lehrkräfte der weiterführenden Schulen verschickt hat, kann nicht mehr statistisch erfasst werden, wie viele tatsächlich schon eine Erst- und Zweitimpfung erhalten haben. Doch „der Impfwille ist hoch, das hören wir aus fast allen Kollegien,“ teilte ein Sprecher des Senats mit.


