Anja Rützels Kolumne

Die Woche auf dem Boulevard: Produktpalette mit Untenrum-Muster

Ed Sheeran plant sein Lebenswerk, Gwyneth Paltrow hat einen Skiunfall und Georgina Fleur hat kein Problem mit ihrer neuen Heimat Dubai. Und Helene Fischer? 

Ed Sheeran: Er sorgt sich schon darum, was die Menschen nach seinem Tod von ihm halten und will ein Album aufnehmen, das erst posthum veröffentlicht wird.
Ed Sheeran: Er sorgt sich schon darum, was die Menschen nach seinem Tod von ihm halten und will ein Album aufnehmen, das erst posthum veröffentlicht wird.i Images/imago

Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?

Georgina Fleur, eine Premium-Trash-TV-Darstellerin. Sie hatte mich zunächst positiv überrascht, als sie ihre kleine Tochter (die sie zusammen mit dem gar nicht premiummäßigen Trash-TV-Choleriker Kubilay Özdemir hat, bekannt aus dem „Sommerhaus der Stars“) nach der Geburt weitgehend aus Social Media heraushielt. Auch der Name des Kindes wurde nicht genannt, statt dessen sprach Georgina von ihrer Tochter als „die Baby“, was ich ganz charmant fand.

Nun aber hat die derzeit in Dubai ansässige Trashine einen eigenen Instagram-Account für ihre inzwischen eineinhalbjährige Tochter eingerichtet, der unter dem passend schrecklichen Namen „thebabyfromdubai“ firmiert. Auf dem bislang einzigen Bild ist das Kind am Strand zu sehen, mit einem großen Sonnenhut und in einem Badeanzug, dessen Träger von der Schulter gerutscht ist. Georgina Fleur vereint damit gleich zwei klassische Influencer-Ignoranzpunkte: Die Verklärung von Dubai als tippitoppi menschenrechtsmäßig unbedenklichen Wohnort, und das generöse Ausblenden all der schlimmen Kanäle, auf denen solche Baby- und Kinderbilder landen können.

Anja Rützel und Hund Juri
Anja Rützel und Hund Juriprivat

Der britische Musiker Ed Sheeran sorgt sich im Kontrast dazu nicht nur darum, was die Menschen heute von ihm halten, sondern will auch ein Album aufnehmen, das erst nach seinem Tod veröffentlicht werden darf – um auch Einfluss darauf zu haben, wie er als Musiker wahrgenommen wird, wenn er selbst gar nicht mehr da ist.

Ich muss zugeben, dass ich diese Idee eines expliziten, ganz bewusst für diesen Zweck zusammengebastelten künstlerischen Nachlasses wirklich schön und berührend finde. Ich selbst dachte ja früher eher darüber nach, diversen Menschen Wut- und Zornbriefe zu hinterlassen, die ihnen nach meinem Hinscheiden ausgehändigt werden sollten, aber inzwischen bin ich auch älter und milder geworden und habe diese Idee verworfen. Ed Sheeran sagte dem Rolling Stone kürzlich in einem Interview, er plane noch fünf Alben: vier regulär zu Lebzeiten veröffentlichte, und besagtes Nachwerk. Dafür wolle er sich besonders viel Zeit nehmen und immer wieder mal einen neuen Song hinzufügen, „damit es für den Rest meines Lebens perfekt ist“. In seinem Testament habe er schon festgeschrieben, wie und wann es dann veröffentlicht werden soll.

Gwyneth Paltrow steht derzeit in Utah vor Gericht, weil sie vor sieben Jahren einen 76-Jährigen auf der Skipiste umgefahren haben soll. Allerdings scheint noch nicht ganz klar zu sein, wer in diesem Fall Opfer und wer Täter ist.

Der Prozess ist zugegebenermaßen nicht ganz so skurril wie diverse frühere Rechtsstreitigkeiten, in denen Paltrow vor dem Richter stand, weil sie angeblich wunderheilende Vaginal-Eier aus Jade und Quarzstein sowie möglicherweise explosive Duftkerzen mit ihrem persönlichen Vaginal-Odeur verhökert hatte – man erkennt bei ihrer fragwürdigen Produktpalette ein gewisses Untenrum-Muster. Interessant ist der Pistenfall trotzdem: Der vermeintlich von Paltrow Geschädigte fordert zwar 300.000 Dollar Schmerzensgeld, könnte aber auch selbst an seinem Sturz schuld sein, der sich im Februar 2016 zutrug und bei dem der Mann unter anderem Rippenbrüche und eine Gehirnverletzung davongetragen haben will. So stellt es zumindest der Anwalt der Schauspielerin dar, demzufolge der pensionierte Augenarzt Paltrow stattdessen auf der Piste verfolgt hätte und bei einem Ausweichmanöver gestürzt sei. Ein Neuropsychologe, bei dem der 76-Jährige in Behandlung ist, sagte außerdem aus, sein Patient sei regelrecht „besessen“ von dem Vorfall. Eventuell wird Paltrow an den folgenden Sitzungstagen nun selbst in den Zeugenstand berufen, um die Sachlage weiter zu beleuchten. Wir bleiben wie immer dran.

Was macht eigentlich Helene Fischer?

Leider weiß man das ausnahmsweise ganz genau: Sie zog sich während der Proben für ihre anstehende Tour einen Rippenbruch zu und muss deshalb die Konzerte in Bremen und Köln verschieben. Darum an dieser Stelle, ganz ohne Witz: Gute Besserung!

Die Fragen stellte Christian Seidl.


Anja Rützel ist freie Autorin und schreibt vor allem über Fernsehen und Tiere. Für die Berliner Zeitung am Wochenende beobachtet sie die wunderliche Welt der Promis.