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Boris Becker unter Tränen: So verprasste der Tennis-Star seine Millionen

Eine neue Dokumentation zeigt die deutsche Tennislegende emotional. Er habe sich unbesiegbar gefühlt – und ein Vermögen von 100 Millionen Pfund durchgebracht.

Wurde im Dezember 2022 vorzeitig aus der Haft entlassen: Boris Becker.
Wurde im Dezember 2022 vorzeitig aus der Haft entlassen: Boris Becker.Gerald Matzka/dpa

Versteckt hat er sich nicht, seit er im Dezember aus der Haft entlassen wurde. Im Gegenteil: Boris Becker ist zurück im Rampenlicht – und er erzählt seine Version der Geschichte. Zu berichten gibt es viel. Kaum einer kennt die Höhen und Tiefen des Sportlerlebens so wie der heute 55 Jahre alte, mit Abstand erfolgreichste deutsche Tennisspieler.

Kurz nach seiner Haftentlassung hatte Becker bereits zur besten Sendezeit in Sat. 1 Rede und Antwort gestanden - das „weltexklusive Interview“ stieß allerdings bei den Zuschauern auf eher verhaltenes Interesse. Nur 1,55 Millionen Zuschauer sahen zu, als Becker sich gegenüber Moderator Steven Gätjen als reflektierter und geläuterter Mensch zeigte, der zahlreiche neue Lebenseinsichten gewonnen hat.

Bleibt abzuwarten, wie die neue Apple-TV+-Dokumentation ankommt, die bereits auf der Berlinale Weltpremiere gefeiert hatte und deren zweiten Teil die britische Sun nun vorab gesehen hat. Zu sehen ist das einfühlsame Porträt von Oscar-Preisträger Alex Gibney ab dem 7. April. In „Boom! Boom! The World vs. Boris Becker“ kommen auch ehemalige Weggefährten wie John McEnroe, Ion Tiriac, Novak Djokovic sowie Beckers Ex-Frau Barbara zu Wort. Boris Becker versicherte bei der Berlinale, die Doku über ihn werde eine Seite von ihm zeigen, die so nicht bekannt sei. „Gerade in Deutschland wird es oft nicht zugelassen, dass der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten erwachsener geworden ist.“

Gibney hat Becker für seinen Film 2019 interviewt – und dann noch einmal 2022, wenige Tage vor seiner Verurteilung. Ausschnitte zeigen einen emotionalen Becker, der sich unter Tränen an die Zuschauer richtet: „Es ist schwer. Ich bin am Boden, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich werde mich dem stellen. Ich werde mich nicht verstecken oder weglaufen. Ich akzeptiere jede Strafe, die ich bekomme.“

Im April 2022 wurde Boris Becker in seinem Prozess wegen Insolvenzvergehen in vier von 24 Anklagepunkten schuldig gesprochen: Er soll nach seiner Bankrotterklärung größere Geldbeträge beiseite geschafft und weitere Vermögenswerte verschwiegen haben. Becker wurde schließlich zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, wobei die Hälfte der Strafe bei guter Führung zur Bewährung ausgesetzt werden kann. Seine Strafe saß er teilweise im Gefängnis Wandsworth und im Gefängnis Huntercombe in Oxfordshire ab. Im Dezember 2022 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen.

Boris Becker: „Dann schmeißt man das Geld zum Fenster raus“

In der Dokumentation berichtet der gebürtige Leimener davon, wie schwer es gewesen sei als jüngster Wimbledon-Sieger in der Geschichte des Turniers: „Wenn du so jung bist und du wirst in einen großen Ozean geworfen mit all den Haien, dann ist es sehr schwer, schwimmen zu lernen.“ Aber sobald man schwimmen lerne, sei es „ein Gefühl der Unbesiegbarkeit“. Er erzählt: „Mit 17 habe ich meine erste Million gewonnen. Dann schmeißt man das Geld zum Fenster raus, man verliert das Wertgefühl. Du weißt nicht, dass 99 Prozent der Menschen niemals eine Million Pfund verdienen.“

Boris Becker war mit 17 Jahren der jüngste Wimbledon-Sieger in der Geschichte des Turniers.
Boris Becker war mit 17 Jahren der jüngste Wimbledon-Sieger in der Geschichte des Turniers.Wolfgang Eilmes/dpa

Er selbst habe nie eine Kreditkarte besessen oder Geld in der Hand gehabt, da sich sein Manager Ion Tiriac, Vater Karl-Heinz und Trainer Gunther Bosch um alles gekümmert hätten. Viele Athleten gingen davon aus, so Becker in der Doku, dass das Geld, das sie während ihrer Karriere verdienen, auch danach weiter fließen werde. „Also passen wir unseren Lebensstil nicht schnell genug an. Geben weiterhin Geld aus, das wir nicht mehr verdienen, Geld, das wir zuvor verdient haben. Also, ja, ich gebe mir die Schuld.“

Boris Becker gab laut The Sun geschätzte 100 Millionen Pfund (umgerechnet etwa 114 Millionen Euro) für Scheidungen und einen Jetset-Lifestyle aus, den er sich nach seinem Karriere-Aus eigentlich nicht mehr leisten konnte. Neben den Frauen gab es Häuser auf der ganzen Welt, Privatjets und Mahlzeiten in Spitzenrestaurants. Dass seine Verurteilung nicht das Ende der Geschichte sei, damit rechnet Becker in der Doku fest. Mit tränenerfüllten Augen blickt er in die Kamera: „Es wird ein weiteres Kapitel geben.“