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Kluge Polen kehren von Berlin zurück nach Warschau, denn: „Der deutsche Staat mobbt seine Bürger“

Der Schriftsteller Jacek Dehnel gibt bekannt, Berlin zu verlassen. Die Bürokratie, die Unfreundlichkeit, die Verwaltung – in Deutschland herrsche systemisches Versagen.

Jacek Dehnel während seines Aufenthaltes im LCB (Literarisches Colloquium Berlin) am Wannsee
Jacek Dehnel während seines Aufenthaltes im LCB (Literarisches Colloquium Berlin) am WannseeLCB

Jacek Dehnel, 1980 in Danzig geboren, ist einer der bekanntesten Gegenwartsautoren Polens. Vor fünf Jahren hatte er sich dazu entschieden, aus Warschau nach Berlin zu ziehen. Wie vielen Intellektuellen war dem homosexuellen Schriftsteller die Stimmung in Polen zu fremdenfeindlich, zu homophob, zu aggressiv. Er zog nach Deutschland, um sich mit seinem Mann eine sichere Existenz aufzubauen. Nun macht er einen Rückzieher: Dehnel hat in einem großen Interview mit der Zeitschrift Newsweek Polska angekündigt, zurück nach Warschau zu ziehen. Er kritisiert die Lebensbedingungen in Deutschland scharf und stellt fest: „Mit großer Erleichterung verlasse ich dieses Land, das sich in einem desolaten Zustand befindet.“

In dem Interview legt der Schriftsteller den Finger in die Wunde. Er behauptet, dass seine Einschätzung viele Expats teilen würden, also Ausländer, die mit hehren Idealen nach Berlin gezogen seien – auf der Suche nach überbordenden Freiheiten, günstigen Mieten, maximaler Toleranz, legendären Partys – und jetzt enttäuscht die Koffer packten. Dehnel sieht sich als Repräsentant einer wachsenden Kaste, die aus Enttäuschung die deutsche Hauptstadt verlässt, um das Glück in einem besseren Land zu suchen. 

Berliner Zeitung

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