Nach der Pause geht es der Bühne an die Substanz. Alles bricht zusammen bei dieser Theater-im-Theater-Premiere. Monika, Hauptfigur eines lieblichen Heimatfilms, spricht plötzlich über ihr uneheliches Kind, das ihr das Jugendamt vorenthält. Erzählt in die Mikrofone, dass ihr Filmpartner Freddy als Einziger seiner Familie Auschwitz überlebt hat. Ein Jude auf der Leinwand also, hoho, könnte dafür nicht Konventionalstrafe fällig werden? Die Presse schreit, Monikas Mutter kollabiert, die Regisseurin tobt, nimmt wahr, wie ihr Werk gerade in den Abgrund rauscht. Auf dem Höhepunkt dieser Raserei fällt der schwere rote Samtvorhang, hängt noch in breiten Fetzen von der Decke. Zur Uraufführung des Musicals „Ku’damm 59“ am Sonntag gibt es immer wieder johlenden Zwischenapplaus. Entwickelt sich hier Sehnsucht nach den 1950ern? Wir werden sehen.

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