In letzter Zeit gab es vier Ereignisse, die Frauen in besonderem Maße betreffen: die Beerdigung von Elisabeth II., der Wahlsieg von Giorgia Meloni in Italien, der neue Film „The Woman King“ und die weitreichenden Proteste nach der Ermordung von Mahsa Amini im Iran.
Um zu verstehen, was heute vor sich geht, und zwar nicht nur in Bezug auf die Situation der Frauen, ist es notwendig, diese vier Ereignisse gemeinsam zu analysieren. Der Aufstieg der Neuen Rechten in Europa – Großbritannien, Schweden, Italien – ist keine Überraschung. Das war schon lange abzusehen, auch als Ergebnis der vielen Fehler, die die Linke gemacht hat, die es versäumte, eine angemessene Antwort auf die Krise der liberalen Demokratie zu geben.

In der Neuen Rechte wirken viele Frauen mit
Aber wir sollten ein weiteres Merkmal dieses Wiederauflebens der Rechten hervorheben – die wichtige Rolle, die Frauen dabei spielen: von Marine Le Pen in Frankreich bis zu Giorgia Meloni in Italien. Thatcher, Palin und Priti Patel sind heute keine Exzentriker mehr. Nicht nur das liberale Establishment, sondern auch die neue populistische Rechte hat einen Weg gefunden, Frauen zu integrieren, die noch stärker als die bekannten männlichen technokratischen Experten auftreten. Sie vereinen rechte Härte mit Eigenschaften, die normalerweise mit Weiblichkeit assoziiert werden (sanfte Fürsorge etwa). Kurz gesagt, sie geben der neuen radikalen Rechten ein menschliches Gesicht.
Der neue Typus der rechten Führungsfrau passt perfekt in unsere Zeit, die versucht, Autoritarismus mit menschlicher Sensibilität zu verbinden. Nach dem Scheitern des Sozialismus mit menschlichem Antlitz bekommen wir jetzt den Faschismus mit menschlichem Antlitz. Wir sollten diese Frauenfigur keineswegs als unvereinbar mit wahrer Weiblichkeit betrachten oder sie als Produkt patriarchaler Manipulation abtun. Es gibt nicht nur keine zugrunde liegende „wahre“ Weiblichkeit – man kann sich leicht vorstellen, dass diese neue Figur für viele tatsächliche Frauen wie eine Befreiung vom starren, politisch korrekten Feminismus wirkt. Hinzu kommt, dass in der neuen rechten Domäne auch Frauen und Männer nicht-weißer Hautfarbe Spitzenpositionen einnehmen: von Rishi Sunak (indische Herkunft) bis zum neuen britischen Finanzminister Kwasi Kwarteng (schwarz), der gerade das größte Steuersenkungspaket seit einem halben Jahrhundert auf den Weg gebracht hat.

Das Königreich als Fantasie
Natürlich gibt es viele Elemente, die die Widersprüchlichkeit dieser neuen Figur der Weiblichkeit sichtbar machen: Melonis Bewegung heißt „Fratelli d‘Italia“, Brüder Italiens, nicht Schwestern – so wie der neueste Hollywood-Blockbuster „The Woman King“, der von einer Frau als König und nicht als Königin handelt. Das zufällige Zusammentreffen des Todes von Elisabeth II. mit dem Aufstieg von Liz (Elisabeth) Truss an die Macht symbolisiert diesen Wandel von der Königin zum Frauenkönig.
Das Fernsehspektakel, das wir am 9. September 2022 mitverfolgen konnten – die Zeremonie der Beerdigung von Königin Elisabeth –, erinnert uns an das Paradoxon, das die britische Monarchie verkörpert: Je mehr nicht nur die britische Monarchin, sondern auch das Vereinigte Königreich als Staat seinen Supermachtstatus verlor und zu einer lokalen Macht wurde, desto mehr wurde der Status der britischen Königsfamilie zum Stoff ideologischer Fantasien in der ganzen Welt stilisiert – nach offiziellen Schätzungen wurde die Zeremonie von vier Milliarden Menschen auf der ganzen Welt verfolgt.

Das britische Könighaus und die Reproduktion von Machtverhältnissen
Wir sollten dies nicht als Ideologie abtun, die die tatsächlichen Machtverhältnisse verschleiert: Die Fantasie des britischen Königshauses ist eine der Schlüsselkomponenten, die die Reproduktion der tatsächlichen Machtverhältnisse ermöglichen. Diese Fantasie betrifft nicht nur die derzeitige königliche Familie in England.
Erinnern wir uns, wie 2012 eine archäologische Ausgrabung im Auftrag der „Richard III. Society“ auf dem Gelände des ehemaligen Grey Friars Priory durchgeführt wurde. Die Universität Leicester identifizierte das bei der Ausgrabung gefundene Skelett als das von Richard III. Am 26. März 2015 wurde er in der Kathedrale von Leicester beigesetzt, und auch hier waren Zehntausende von Menschen Zeuge der Beisetzungszeremonie, zu der nur etwa hundert Personen erwartet worden waren.
Die Rolle des Prinzen „Harry“ als Sprecher der Elite
Ereignisse wie diese können nicht als Ausgeburten reaktionärer Phantasien abgetan werden: Die richtige Erkenntnis, die sie vermitteln, ist die Unterscheidung zwischen dem symbolischen Oberhaupt der Macht und der tatsächlichen Exekutivgewalt. Könige und Königinnen regieren, sie herrschen nicht; ihre Herrschaft ist zeremoniell und als solche entscheidend. Erinnern wir uns an die Eigenschaften, die von einem Monarchen erwartet werden: Er sollte sich aus politischen Konflikten heraushalten und Mitgefühl und Güte ausstrahlen, verbunden mit einem grundlegenden Patriotismus – er sollte sich aus Ideologien im engeren Sinne heraushalten, was bedeutet, dass er der Ideologie in ihrer reinsten Form Gestalt gibt.
Seine oder ihre persönlichen Eigenschaften sind eng mit der königlichen Funktion verbunden, seine oder ihre Rolle besteht darin, dieser Funktion eine menschliche Note zu verleihen. Als Prinz Harry vor zwei Jahren sagte: „Ich möchte, dass Sie die Wahrheit von mir hören, so viel ich teilen kann – nicht als Prinz oder Herzog, sondern als Harry“, fiel die Absurdität dieser Behauptung sofort ins Auge. Schon der Name „Harry“ wird nur verwendet, weil er ein Prinz ist, sonst würde er „Mr. Windsor“ oder wie auch immer genannt werden. Und Harry wird von der Öffentlichkeit nur wahrgenommen, weil er ein Prinz ist – wer wäre sonst daran interessiert, „die Wahrheit“ von ihm zu hören?
Der Sklavenhandel in Afrika und „The Woman King“
Am anderen Ende dieser Logik der Monarchie finden wir eine Situation, die in „The Woman King“ (2022, Regie: Gina Prince-Bythewood) beschrieben wird, einem historischen Epos über die Agojie, die rein weibliche Kriegereinheit, die das westafrikanische Königreich Dahomey vom 17. bis 19. Jahrhundert verteidigte. Der Film spielt in den 1820er-Jahren und zeigt Viola Davis in der Rolle der (fiktiven) Generalin Nanisca, die die Elitekriegerinnen für den Kampf gegen die Feinde von Dahomey ausbildet.
Sie ist nur König Ghezo unterstellt, einer realen Person, die Dahomey von 1818 bis 1858 regierte und bis zum Ende ihrer Herrschaft am atlantischen Sklavenhandel beteiligt war. Zu den Gegnern von Agojie gehören Sklavenhändler unter der Führung von Santo Ferreira, der fiktiv ist und als Feind von Ghezo dargestellt wird; seine Figur ist lose an Francisco Félix de Sousa angelehnt, einen brasilianischen Sklavenhändler, der in Wirklichkeit Ghezo zur Macht verhalf.
Historisch gesehen war Dahomey ein Königreich, das andere afrikanische Staaten eroberte und deren Bürger versklavte, um sie im atlantischen Sklavenhandel zu verkaufen; der größte Teil des Reichtums des Königreichs stammte aus der Sklaverei. Die Agojie waren in der Vergangenheit an Sklavenüberfällen beteiligt, und die Sklaverei in Dahomey bestand auch dann noch fort, als das britische Empire Dahomey davon abhielt, weiterhin am atlantischen Sklavenhandel teilzunehmen.
Der wahre Grund für Rassismus wird gerne verschleiert
Die in „The Woman King“ dargestellten Krieger dienten und beschützten also tatsächlich einen König, der mit Sklaven handelte (und sie auch für seine Palmölplantagen nutzte). Dieser Teil der tatsächlichen Geschichte wird im Film natürlich verschleiert, überdeckt durch erfundene Szenen, in denen Nanisca beim König gegen den Sklavenhandel protestiert und ihm sogar das Versprechen abringt, ihn abzuschaffen.
Darin entspricht der „Feminismus“ von „The Woman King“ genau dem vorherrschenden Feminismus der liberalen Oberschicht im Westen: Die Amazonenkriegerinnen aus Dahomey sind wie die heutigen MeToo-Feministinnen, die alle Formen der binären Logik und des Patriarchats oder sogar Spuren von Rassismus in unserer Alltagssprache sehr scharf verurteilen, aber sehr darauf bedacht sind, die Formen des „Sklavenhandels“ im heutigen globalen Kapitalismus nicht wirklich zu stören, welche aber den wahren Grund für den anhaltenden Rassismus darstellen.
Der Sklavenhandel und der Islam
Zu der üblichen Debatte über die Sklaverei sollten zwei Dinge hinzugefügt werden. Der erste ist die Tatsache, dass weiße Sklavenhändler kaum einen Fuß auf afrikanischen Boden setzten: Sklaven wurden ihnen von privilegierten Gruppen wie dem Königreich Dahomey gebracht, das auf Raubzüge ging und sie an weiße Händler lieferte. Schon ein kurzer Besuch in den Kolonialmuseen in Accra, der Hauptstadt Ghanas, macht dies überdeutlich.
Zweitens war der Sklavenhandel nicht nur in Westafrika weit verbreitet, sondern auch in seinem östlichen Teil, wo die Araber ebenfalls Millionen versklavten, und wo er länger andauerte als im Westen – man bedenke, dass Saudi-Arabien die Sklaverei erst 1962 verboten hat und dass die Idee der Sklaverei heute ein bescheidenes Revival erlebt. Muhammad Qutb, Bruder und Förderer des weitaus bekannteren Sayyid Qutb, verteidigte die islamische Sklaverei energisch gegen die westliche Kritik und erklärte seinen Zuhörern, dass „der Islam den Sklaven geistige Freiheiten gab“ und dass „in der Frühzeit des Islam der Sklave zu einem so edlen Zustand der Menschlichkeit erhoben wurde, wie es ihn in keinem anderen Teil der Welt je gegeben hat“.
Sklaverei im modernen Islam
Er kontrastierte den Ehebruch, die Prostitution und „die abscheulichste Form des Animalismus“, den Gelegenheitssex, der in Europa anzutreffen ist, mit „dem reinen und spirituellen Band, das eine Magd [d.h. Sklavin] im Islam an ihren Herrn bindet“. In den letzten Jahren wurde das Thema Sklaverei von einigen konservativen salafistischen Gelehrten wieder aufgegriffen, nachdem Sklaverei Anfang des 20. Jahrhundert in den muslimischen Ländern verboten wurde.
2003 gab Shaykh Saleh Al-Fawzan, Mitglied des höchsten religiösen Gremiums in Saudi-Arabien, dem Obersten Rat der Kleriker, eine Fatwa heraus, in der er erklärte: „Sklaverei ist ein Teil des Islam.“ Im Jahr 2016 wiederholte er auf die Frage nach der Entführung von Jesidinnen als Sexsklavinnen, dass „die Versklavung von Frauen im Krieg im Islam nicht verboten ist“, und fügte hinzu, dass diejenigen, die die Versklavung verbieten, entweder „unwissend oder ungläubig“ seien.
Der Frauenprotest im Iran und das revolutionäre Potential
Dies steht natürlich dem emanzipatorischen Potenzial der muslimischen Nationen in keiner Weise im Wege. Was sich jetzt (im September 2022) im Iran abspielt – die sogenannten Mahsa-Amini-Proteste –, ist von weltgeschichtlicher Bedeutung. Die Proteste, die sich auf Dutzende von Städten ausbreiteten, begannen am 16. September in Teheran als Reaktion auf den Tod von Mahsa Amini, einer 22-jährigen Frau kurdischer Herkunft, die in Polizeigewahrsam starb, weil sie von der islamischen „Sittenpolizei“ Irans, der Guidance Patrol, zu Tode geprügelt wurde; sie war verhaftet worden, nachdem man sie beschuldigt hatte, einen „unpassenden“ Hidschab zu tragen.
Diese Proteste verbinden verschiedene Kämpfe (gegen die Unterdrückung der Frau, gegen religiöse Unterdrückung, für politische Freiheit, gegen staatlichen Terror) zu einer organischen Einheit. Da der Iran nicht zum entwickelten Westen gehört, unterscheidet sich „Zan, Zendegi, Azadi“ („Frau, Leben, Freiheit“, der Slogan der Proteste) sehr von #MeToo in den westlichen Ländern: Es mobilisiert Millionen gewöhnlicher Frauen, und der Protest ist direkt mit dem Kampf aller, auch der Männer, verbunden. Es gibt keine antimaskuline Tendenz, wie es im westlichen Feminismus oft der Fall ist.
Solidarität mit den Kurden ist der einzige Weg zur Freiheit im Iran
Frauen und Männer sind gemeinsam dabei; der Feind ist der religiöse Fundamentalismus, der durch staatlichen Terror unterstützt wird. Männer, die sich an „Zan, Zendegi, Azadi“ beteiligen, wissen sehr wohl, dass der Kampf für die Rechte der Frauen auch der Kampf für ihre eigene Freiheit ist: Die Unterdrückung der Frauen ist kein Sonderfall, sie ist nur der Moment, in dem die Unterdrückung, die die gesamte Gesellschaft durchdringt, am deutlichsten sichtbar wird.
Die Demonstranten, die keine Kurden sind, sehen auch deutlich, dass die Unterdrückung der Kurden ihre eigene Freiheit einschränkt: Solidarität mit den Kurden ist der einzige Weg zur Freiheit im Iran. Und die Demonstranten sehen deutlich, dass der religiöse Fundamentalismus nur an der Macht bleiben kann, wenn er durch die rohe Staatsgewalt der sogenannten Moralpolizei im Iran gestützt wird – sie sehen, dass ein Regime, das eine brutale Moralpolizei braucht, um sich zu erhalten, die authentische religiöse Erfahrung verrät, mit der es sich legitimiert.
Wir brauchen keine Frauenköniginnen mehr
Die iranischen Proteste verwirklichen damit, wovon die westliche Linke nur träumen kann. Sie vermeiden die Fallen des westlichen bürgerlichen Feminismus: Sie verbinden den Kampf für die Freiheit der Frauen direkt mit dem Kampf der Frauen und Männer gegen ethnische Unterdrückung, gegen religiösen Fundamentalismus und gegen staatlichen Terror. Was sich jetzt im Iran abspielt, ist etwas, das uns in der entwickelten westlichen Welt erwartet, wo politische Gewalt, religiöser Fundamentalismus und Unterdrückung von Frauen täglich zunehmen.
Wir im Westen haben kein Recht, den Iran als ein Land zu behandeln, das einfach nur den Anschluss an den Westen finden muss. Wir im Westen müssen vom Iran lernen, wir brauchen eine ähnliche Bewegung in den USA, in Polen, in Russland und in vielen anderen Ländern. Was auch immer das unmittelbare Ergebnis der Proteste sein mag, entscheidend ist, die Bewegung am Leben zu erhalten, soziale Netzwerke zu organisieren, die, auch wenn die staatliche Unterdrückung vorübergehend siegt, ihre Arbeit im Untergrund fortsetzen und die Grundlage für neue Eruptionen legen.
Es reicht nicht aus, Sympathie oder Solidarität mit den iranischen Demonstranten zu bekunden: Sie sind nicht da draußen, weit weg von uns, Teil einer anderen, exotischen Kultur. Das ganze Gerede über kulturelle Besonderheiten (das von reaktionären Kräften oft zur Rechtfertigung religiöser und ethnischer Unterdrückung benutzt wird) ist jetzt bedeutungslos: Wir erkennen, dass der iranische Kampf der Kampf von uns allen ist. Heute brauchen wir keine Frauenkönige wie Truss oder Nanisca, wir brauchen Frauen, die uns alle für „Frau, Leben, Freiheit“ mobilisieren.
Die Übersetzung dieses Textes wurde von Tomasz Kurianowicz betreut.
