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Sibylle Lewitscharoff ist tot

Der Surkamp-Verlag meldet: Die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff ist verstorben.

Sibylle Lewitscharoff Book Fair Frankfurt 2016
Sibylle Lewitscharoff Book Fair Frankfurt 2016Hoffmann/Imago

Sibylle Lewitscharoff ist gestern im Alter von 69 Jahren in Berlin verstorben. Das hat der Suhrkamp-Verlag am Sonntag vermeldet.

Die Schriftstellerin wurde 1954 in Stuttgart geboren, als Tochter eines Exil-Bulgaren, der in Stuttgart als Gynäkologe arbeitete, an Depressionen litt und später dann das Leben nahm. Lewitscharoff war elf Jahre alt. In ihrer Heimat Stuttgart begann sie sich, für den Marxismus und Trotzkismus zu interessieren. 1973 zog sie nach Berlin, wo sie an der politisierten Freien Universität Religionswissenschaft studierte. Bis zu ihrem Tod bekannte sie sich zum evangelischen Glauben, glaubte an das Gute und das Böse, kritisierte aber die Lehre der evangelischen Kirche als verwässert. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Buchhalterin, erst 1994 erschien ihr erster Roman, der Prosaband „36 Gerechte“. Sie verfasste Prosa, Theaterstücke, Essays und war Mitglied des PEN-Schriftstellerverbandes. Ihr Roman „Pong“ etwa beschäftigte sich mit der Perspektive eines Verrückten. „Blumenberg“ mit dem Philosophen Hans Blumenberg. Ihr letzter Roman hieß „Von oben“ und wurde 2019 veröffentlicht.

Lewitscharoff wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, 1998 etwa mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis. Besonderes mediales Aufsehen erregte sie am 2. März 2014 mit ihrer Dresdner Rede. Sie kritisierte künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft. Später bereute sie die Wortwahl der Rede, stand aber weiterhin zu deren Inhalt.

Sibylle Lewitscharoff war an Multipler Sklerose erkrankt. Sie starb am 13. Mai 2023 in Berlin.