Kunst und Handwerk

Kunsthandwerk auf der großen Bühne: Koreaner töpfern Schüsseln im Admiralspalast

Koreaner feiern ihr Kunsthandwerk in einer Show im Admiralspalast – mit modernem Tanz und House-Musik. Welche Handwerke könnten wir auf der Bühne inszenieren?

Töpfern im Admiralspalast, warum nicht auch mal Stollen backen oder Nussknacker schnitzen? 
Töpfern im Admiralspalast, warum nicht auch mal Stollen backen oder Nussknacker schnitzen? Sören Kittel/BLZ

Am Dienstagabend wurden auf der Bühne im Admiralspalast neun Mondschüsseln live getöpfert. Der Koreaner Jungok Kim sitzt rund eine halbe Stunde lang vor einer Töpferscheibe und stellt mit einem versunkenem Blick diese Schüsseln her. Er töpfert auch dann weiter, als hinter ihm plötzlich zehn Tänzer auftauchen und mit Vasen tanzen, übereinander purzeln und komplizierte Hebefiguren probieren. Aus dem Off ertönt dabei eine Stimme, die auf Koreanisch, Deutsch und Englisch sagt: „Für die Sorglosen wird dieses Gefäß zum Schnapsglas, für die Kranken zum Medizinglas.“

„Thinking Hand“ heißt das Programm, das am Dienstagabend erstmals in Berlin aufgeführt wurde. In dem rund 90-minütigen Programm wird das sogenannte immaterielle Erbe Koreas auf die Bühne gebracht: das Töpfern und die Seidenknoten. Die beiden traditionellen Kunsthandwerke werden aufwendig mit Musik, Tanz und Licht so in Szene gesetzt, dass sie zu einem Happening werden.

Hyesoon Kim knüpft seit 50 Jahren ihre berühmten Seidenknoten. Jetzt auch im Admiralspalast. 
Hyesoon Kim knüpft seit 50 Jahren ihre berühmten Seidenknoten. Jetzt auch im Admiralspalast. Sören Kittel/BLZ

Jungok Kims Familie hat seit neun Generationen immer die Mondschalen hergestellt, früher für den königlichen Hof, heute für den Verkauf. Auch sein Sohn reist mit ihm durch die Welt und führt das Töpfern auf der Bühne vor. In der Aufführung wird der meditative Effekt dieser sicherlich oft eintönigen Arbeit herausgestellt: „Während ich warte, um gute Gefäße zu formen und die Natur einzufangen“, heißt es wieder in drei Sprachen, „werfe ich meine Gier ab und leere meinen Geist.“ Erst so entstehe ein Gefäß.

Respekt für die Tradition und Liebe zur großen Geste

Es gibt in Asien durchaus eine Tradition, aus Alltagsdingen ein großes Spektakel zu machen. Das hängt einerseits mit dem Konfuzianismus zusammen und dem damit einhergehenden Respekt den Älteren und der Tradition gegenüber, aber auch mit der Liebe zu großen Gesten. Zu Beginn der Veranstaltung kommt der Botschafter auf die Bühne und kündigt an, dass es demnächst mehrere koreanische Veranstaltungen geben werde, um die 140 Jahre andauernden deutsch-koreanische Beziehungen zu feiern.

Da ist es fast schade, dass nicht auch Holzschnitzkunst aus dem Erzgebirge, Glasbläser aus Thüringen oder sächsisches Stollenbacken auf der Bühne inszeniert wurden. Dafür saß dort die Knotenbinderin Hyesoon Kim, die aus grünen und roten Fäden einen tropfenförmigen dekorativen Knoten band. Hinter ihr tanzten die Stars des Koreanischen Staatsballetts den Tanz der Seidenraupe. Frau Kim sagt: „Knoten sind wie menschliche Beziehungen.“