Ein Buchprojekt zwischen Journalist und Autor Ulf Poschardt und einem Buchverlag ist geplatzt. Der 57-Jährige teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: „Kurz vor Weihnachten 2024 hat der Verlag zu Klampen entschieden, mein Buch „Shitbürgertum“ nicht zu veröffentlichen.“ Das Buch sollte im Februar erscheinen und Teil einer Essay-Reihe sein.
Der Verlag zu Klampen, der in der Nähe von Hannover seinen Sitz hat, bestätigte das Aus: „Aufgrund der unterschiedlichen Vorstellungen von Herausgeberin und Autor wurde der Vertrag eine Woche vor Weihnachten im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst.“ Weiter hieß es: „Wir bedauern sehr, dass Ulf Poschardts ‚Shitbürgertum‘ nun doch nicht im Rahmen unseres Programms erscheinen wird.“
Der Band sei im Sommer 2024 für eine von Anne Hamilton herausgegebene Essay-Reihe, die sich um Politik, Philosophie, Gesellschaft und Kunst dreht, vereinbart worden und sollte die „Analyse eines Sozialtypus liefern, bei dem sich Anmaßung und Untertanengeist, Selbstbehauptung und Opportunismus auf unheilvolle Weise mischen“. Die Süddeutsche Zeitung berichtete zuerst über das Aus.
Andrian Kreye von der SZ schrieb: „Schade, denn die überall schon lange einsehbare Inhaltsangabe klang vielversprechend. Auf den Schildbürger und seine Streiche, die in bester Absicht das Gemeinwesen infrage stellen, und den Spießbürger, der krampfhaft seinen Status quo verteidige, folge nun der ‚Shitbürger‘. In dem mischen sich Anmaßung und Untertanengeist, Selbstbehauptung und Opportunismus. In ‚den saturierten liberalen Gesellschaften des Westens‘ setzten sie sich einerseits für die Rettung der Welt ein, verteidigten aber aus einer moralischen Überlegenheit heraus am Ende doch nur ihre Pfründe. ‚In Deutschland haben sie längst weite Teile des Kultur-, Medien- und Wissenschaftsbetriebs unter ihre Kontrolle gebracht, dazu die Amtskirchen und eine große Mehrheit der überwiegend mit Steuergeldern finanzierten NGOs.‘ Poschardt fordert von diesem Milieu mehr Selbstkritik und eine Rückbesinnung auf republikanische Tugenden. Soweit so korrekt. Solche Kritik am Moralbürgertum gibt es von links, aus der Mitte wie von rechts, in Deutschland und im Ausland.“
Das Buchprojekt von Poschardt, der seit vielen Jahren in Topposition für die Welt-Gruppe bei Axel Springer tätig ist, scheiterte damit noch vor dem Erscheinen eines Gastbeitrags von Tech-Milliardär und Trump-Vertrautem Elon Musk in der „Welt am Sonntag“. Musks Text – eine Wahlempfehlung für die AfD – löste innerhalb der Redaktion und außerhalb eine heftige Kontroverse darüber aus, ob man den Text hätte drucken sollen oder nicht. Die Berliner Zeitung hat ausführlich berichtet.

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