Feuerpflanze nannten die Maya sie, sie wurde für Rituale benutzt, zum Färben, als Arznei. Montezuma soll sie geliebt und seinen Palast damit dekoriert haben. Erst die spanischen Kolonisatoren im heutigen Mexiko aber verbanden die Pflanze, die nur im November und Dezember leuchtend rote Hochblätter entwickelt, mit Weihnachten, tauften sie „Blume der Heiligen Nacht“. Kein Fall von kultureller Aneignung, aber von kultureller Umdeutung auf jeden Fall. Diese Verbindung besteht bis heute, der Weihnachtsstern gehört zu den meistverkauften Topfpflanzen der Welt. Das große Geschäft mit der Poinsettie, wie das Gewächs auch heißt, findet in diesen Tagen statt.
Der Name Poinsettie geht auf den ersten US-Botschafter in Mexiko zurück, Joel Robert Poinsett. Der Hobbybotaniker machte die Pflanze in den USA bekannt. Es war dann der Sohn eines deutschen Auswanderers namens Paul Ecke, der ihr Potenzial erkannte, sie in seinem Betrieb in Kalifornien züchtete und seine Züchtungen später patentieren ließ. Seine Zuchtmethoden hielt er streng geheim.
Das ging so lange gut, bis ein Doktorand den Geheimprozess einem Reverse Engineering unterzog, also aus einer Pflanze das Zuchtrezept extrahierte. Das revolutionierte den Weihnachtsstern-Markt, Ecke verlor sein Monopol. Der einstige Weihnachtsstern-König verkaufte sein Geschäft 2012 an ein holländisches Konglomerat.
Mexikanische Gärtner müssen für „ihre“ Pflanze Patentgebühren zahlen
Den eigentlichen Kummer aber haben die mexikanischen Gärtner, die Patentgebühren zahlen müssen, wenn sie die Pflanze anbauen wollen, die ursprünglich aus ihrem Land kommt. Mexikanische Botaniker arbeiten deshalb an eigenen Züchtungen. Die empfundene Ungerechtigkeit drückt sich sogar in der Sprache aus. Von poinsettismo ist in Mexiko angesichts von amerikanischer Einmischung in innere Angelegenheiten die Rede.
Es ist eben nichts unschuldig, nicht mal der Weihnachtsstern. Giftig ist die Pflanze aus der Familie der Wolfsmilchgewächse auch noch. Die Eignung der Euphorbia pulcherrima als Weihnachtssymbol müsste man angesichts all dessen eigentlich infrage stellen.
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