Um 15 Uhr an einem Winternachmittag beim Soundcheck in Huxleys Neuer Welt, Neukölln: Lucio101 steht auf der Bühne, rappt mit Playback, Autotune und einem DJ am Start, in klassischer Rap-Manier. Allerdings für eine leere Halle. Es sind ja erst die Proben für die Tour, die Lucio dann am 26. Februar auch wieder hierher ins Huxleys führen wird. Hinter Lucio zeigt eine große Leinwand Videoeinspielungen. Neonfarben und Brasilien. Lucio mit Geld. Ein Logo: „Lucio101“. Die Beats sind laut, die Crowd ist gefühlt schon jetzt hörbar. Lucio will abreißen. Zehn Städte im DACH-Raum besucht er. Deutschland, Österreich und Schweiz also. Anderthalb Millionen Menschen streamen seine Musik monatlich, allein auf Spotify. Und trotz all des Erfolgs findet sich zu Lucio wenig im Internet.
Bevor wir uns zum Interview hinsetzen können, verschwindet Lucio mit einem Barber im Backstage. Fünfundvierzig Minuten später ist er zurück, drückt seinem Homie ein paar Scheine in die Hand und bietet mir ein Stück frische Ananas an. Dann setzen wir uns auf die Couch. Lucio trägt einen schicken Tracksuit. Seine Kette funkelt – und auch die teure Uhr am Handgelenk zeigt: Lucio hat es geschafft und lebt das, was er rappt. Während des Interviews schaut er mir kaum in die Augen. Er spricht langsam, überlegt. Zurückgelehnt. Trotz seiner jahrelangen Karriere hat er noch kein Interview gegeben. Es ist ihm anzusehen, wie vorsichtig er nun dabei ist.

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