Vierzig Jahre alt ist das Album „Der blaue Planet“ der Rockgruppe Karat dieses Jahr geworden. Aufgenommen in den Amiga-Studios war es eines der erfolgreichsten, die in der DDR je erschienen sind. Das Besondere: Es kam zeitgleich auch in der Bundesrepublik heraus und reüssierte auch dort. Es war die Zeit des nuklearen Wettrüstens, der Kalte Krieg war in vollem Gange, der Song ein Friedenslied. Karat trat 1982 am Weltfriedenstag in Ost-Berlin damit auf, es war der 21. September.
„Tanzt unsere Welt mit sich selbst schon im Fieber?/ Liegt unser Glück nur im Spiel der Neutronen?/ Wird dieser Kuss und das Wort, das ich dir gestern gab/ Schon das Letzte sein?“ Auch wenn das Wort Neutronen nicht dem ursprünglichen Text entsprach – dort hatte es Dämonen geheißen, das wurde geändert – vermittelt der Song Endzeitstimmung angesichts der atomaren Bedrohung durch Mittelstreckenraketen. „Muss dieser Kuss und das Wort, was ich dir gestern gab/ Schon das Letzte sein?/ Soll unser Kind, das die Welt noch nicht kennt/ Alle Zeit ungeboren sein?“
Bei Erscheinen hat Oliver Marquardt „Der Blaue Planet“ gar nicht interessiert
Dem Berliner Produzenten Oliver Marquardt, der unter dem Namen DJ Jauche die Berliner Technoszene von Beginn an geprägt hat, ist es zu verdanken, dass es dieses Lied nun in einer tanzbaren Clubversion gibt. Obwohl das Lied ihn bei Erscheinen gar nicht interessiert hat, weil er es als Teil der vom Staat vorgeschriebenen Jugendkultur begriff. Das Interesse kam erst nach der Wende. Irgendwann hat er diesen Song gehört und dachte: Wow. Es war vor allem der Text, der ihn beeindruckte. Er hat es in der Corona-Zeit bei einem Live-Set auf dem Berliner Fernsehturm gespielt, das war im April 2021. Er kannte den Song von früher, liebt den Text und die Baseline des Stücks.

