Berlin

Historikerin feiert besprühtes Brandenburger Tor – und erntet Shitstorm

Die Historikerin Hedwig Richter bekommt für ihren provokanten Tweet zum Brandenburger Tor einen Shitstorm. So lautet ihre Antwort.

Die Historikerin Hedwig Richter sagt: „Es ist gut, dass das Nationaldenkmal an die Zerstörungen erinnert, die wir aktuell anrichten.“
Die Historikerin Hedwig Richter sagt: „Es ist gut, dass das Nationaldenkmal an die Zerstörungen erinnert, die wir aktuell anrichten.“Fabian Hammerl

Die Historikerin Hedwig Richter hat sich auf Twitter provokant zu dem von Vertretern der Letzten Generation besprühten Brandenburger Tor geäußert: „Ein würdiger Gebrauch unseres Nationaldenkmals. Mir fällt momentan kein besserer ein.“ Auf die Bemerkung des Berliner SPD-Politikers Fritz Felgentreu, diesen Tweet verstehe er nicht, antwortete sie: „Es ist gut, dass das Nationaldenkmal an die Zerstörungen erinnert, die wir aktuell anrichten, die vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig benannt wurden und gegen die wir viel zu wenig unternehmen.“

Auf die kritischen Kommentare, die sie auf Twitter bekam, schrieb Richter: „Die Empörung über diese Zerstörung steht in keinem Verhältnis zur Zerstörung, die wir alle anrichten und die, wenn wir nichts dagegen machen, auch der Demokratie den Boden entziehen wird. Abgesehen davon gibt es viele Argumente, warum ziviler Ungehorsam in eine Demokratie gehört.“

Hedwig Richter ist Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Bundeswehr-Universität München. Sie engagiert sich seit längerem für Klimapolitik. Immer wieder fordert sie auch die Politik dazu auf, der Bevölkerung angesichts der Klimakrise mehr Einschränkungen zuzumuten.

Die Säulen des Brandenburger Tors in Berlin war am 17. September von Aktivisten der Letzten Generation mithilfe von Feuerlöschern mit oranger und gelber Wandfarbe besprüht worden. Wie die Letzte Generation mitteilte, wollen die Aktivisten mit der Aktion für eine „politische Wende“ demonstrieren. Auf dem Pariser Platz verschütteten Mitglieder der Letzten Generation ebenfalls orange Farbe und liefen durch die Pfützen. Die Polizei nahm 13 Aktivisten fest.

Brandenburger Tor: Ob die Farbe sich ganz entfernen lässt, ist unklar

Als Berlins bekanntestes Wahrzeichen stünde das Brandenburger Tor wie kein anderes „Denkmal in Deutschland für große, hoffnungsvolle Wendepunkte in der Geschichte“, hieß es vonseiten der Letzten Generation zu der Aktion. „Wir werden unseren Protest erst beenden, wenn die Wende eingeleitet ist.“

Voraussichtlich werden die Reinigungsarbeiten noch Wochen dauern und es ist unklar, ob die Farbe wirklich vollständig entfernt werden kann.

Hedwig Richter veröffentlicht auf Twitter fast täglich Passagen aus Gedichten von Friedrich Hölderlin. Einige Stunden nach dem Tweet zum Brandenburger Tor postete sie die folgende: „Aber in Hütten wohnet der Mensch, und hüllet sich ein ins verschämte Gewand, denn inniger ist achtsamer auch und daß er bewahre den Geist, wie die Priesterin die himmlische Flamme, dies ist sein Verstand.“