Stadt

Könnte Nerven schonen: Von Menschen, die lieber Roboter wären

Im Bus, an der Kasse, beim Taxi-Ruf: In Berlin geht man Dienstleistern lieber nicht auf den Keks. Wer funktioniert, muss nicht auch noch höflich sein. 

Hier wird man sein Geld nicht los.
Hier wird man sein Geld nicht los.Imago/Sascha Steinach

Berlin-Der Straßenbahnfahrer guckt stur geradeaus, überhört das Klopfen, übersieht das Winken, ignoriert mich und eine weitere Frau, die auch wissen will, warum an diesem Verkehrsmittel die Nummer einer Linie steht, die hier überhaupt nicht hingehört. Und wie der Fahrer diese Bahn dahin kriegen will, wo sie laut Anzeige hinsoll, ist absolut nicht herauszufinden. Hätte er sich verirrt mit seinem Zug, hätte er mein ganzes Verständnis. Ist aber unwahrscheinlich auf Schienen. Das Gesicht versteinert, träumt er vielleicht davon, ein Roboter zu werden, oder ist dabei, sich in einen zu verwandeln. Er will offenbar an dieser Stelle kein Mensch mehr sein, will niemanden registrieren, der noch angerannt kommt. Ein Roboter würde das auch nicht machen. Es ist schwer, ein guter Roboter zu sein. Mit Maschinen lässt sich nicht mithalten. Es ist dem Fahrer ganz klar, dass an seinem Platz bald kein Mensch mehr gebraucht wird. Vielleicht hat er diese Art von Humor und will die Fahrgäste schon mal spielerisch auf selbstfahrende Bahnen vorbereiten.

Berliner Zeitung

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