Der Wind zerrt an dürren Bäumen, die Hitze flirrt über Ufergewässern. Felwine Sarr, Ökonom, Autor und Philosoph, geht mit Begleitern an der senegalesischen Küste entlang. Innerhalb von drei Jahren verschlang das Meer hier zwanzig Meter Land, die vorgelagerten Inseln drohen zu verschwinden. Folgen der Klimaveränderung, deren Hauptverursacher Tausende von Kilometern entfernt leben? Afrikas Anteil an der weltweiten Emission von Treibhausgasen, sagt Sarr, betrage nur vier Prozent. Beim Weitergehen teilt er die Welt in ein „wir“ und ein „sie“. „Sie“ – das sind die Industrienationen, China und USA inbegriffen. „Wir“, das ist der afrikanische Kontinent. „Sie können so nicht weitermachen“, sagt er. „In diesem Jahrhundert wird sich alles ändern. Wenn sie sich nicht ändern wollen, ändert sich die Welt ohne sie.“ Aber Sarr geht es nicht um eine Umkehrung der Machtverhältnisse, sondern um die Frage: „Wie schaffen wir ein ‚Wir‘ mit Menschen, die das nicht wollen?“
Die Begegnung zwischen dem Filmteam aus Europa und Felwine Sarr ist eine der eindringlichsten Episoden aus Marc Bauders filmischem Essay „Wer wir waren“. Die Verbindung aus Ortsbesichtigung und dem allmählichen Verfertigen von Gedanken erweist sich durchweg als Mittel gegen apodiktisches Pathos, selbst in Fukushima. Die Technik-Philosophin Janina Loh bewegt sich in Schutzmontur durch eine Schule, die Kinderrucksäcke liegen noch auf dem Boden. Fast psalmodierend wiederholt Loh das Wort „erbärmlich“. Gemeint sind diejenigen, die sie zu den Hauptverantwortlichen der Katastrophe zählt. „Leute, die andere Interessen haben, sie haben gar kein Interesse an den Leuten hier.“ Ist es das, dieser Egoismus, der laut dem Mönch und Molekularbiologen Matthieu Ricard, nur „Lose-to-lose-Situationen“ hervorbringt? In einem buddhistischen Kloster erläutert er dem Ökonomen Dennis Snower, wie sich Hirnstrukturen durch Meditation verändern lassen. Ein Mittel gegen die Gier nach zerstörerischem Konsumverhalten?
