Leser des West-Berliner Tagesspiegels rieben sich am 14. August 1964 verwundert die Augen. Hatten sie da gerade etwas Wichtiges verpasst? In einer Kolumne erfuhren sie von der Fernsehausstrahlung des Beatles-Films „A Hard Day’s Night“ am Vortag. Das gerade mit viel Tamtam in den Kinos am Kurfürstendamm angelaufene Spektakel soll schon über den Bildschirm gegangen sein? Und dies ausgerechnet im DDR-Fernsehen, auch noch am 3. Jahrestag des Mauerbaus?!
Am nächsten Morgen folgte im selben Blatt die Aufklärung des verspäteten April-Scherzes: „Der gestern erschienene Bericht des Ostfernsehens stützte sich auf nichts als Erfindung. Das Adlershofer Programm war dermaßen ungeeignet für eine direkte Kritik, dass ich es mit einer indirekten versuchte.“ Verfasser beider Texte war niemand Geringeres als der Schriftsteller Uwe Johnson, der ein paar Jahre später mit seinen „Jahrestagen“ Weltliteratur schuf. Bereits 1959 hatte er seine Flucht von Ost- nach West-Berlin vollzogen. Selbst bezeichnete er diesen Ortswechsel vornehm als „Umzug“, benutzte aber bei Reisen vorsichtshalber doch lieber das Flugzeug.

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