Das Cellokonzert der in Berlin lebenden, koreanischen Komponistin Unsuk Chin ist ein Werk, das man nach der Aufführung gerne noch einmal hören möchte: Am Freitagabend wurde das monumentale Werk von der Staatskapelle Berlin in der Philharmonie unter der Leitung von Rafael Payare präsentiert, mit Alisa Weilerstein als Solistin. Die Komposition ist intellektuell und emotional zugleich. Es gelingt Chin, viele harmonische, mitunter eingängliche Sequenzen mit chaotische Teilen zu verweben. Man möchte das Werk noch einmal hören, weil sich der Zuhörer an einzelne Passage diffus erinnern kann, die man noch einmal empfinden, vielleicht sogar nachsingen möchte – eher eine Seltenheit bei zeitgenössischen Kompositionen. Die Meisterschaft der Komponistin besteht darin, dass sie nicht synkretistisch oder eklektisch agiert, sondern einen Personalstil entwickelt, der den Zuhörer erreicht. Das ist eine außergewöhnliche Leistung, weil der Mainstream der sogenannten klassischen Musik seit über hundert Jahren zwischen Schönberg und der Filmmusik aus Hollywood mäandern muss. Nur wenigen Komponisten gelingt es, die Freiheit für eine Form zu nützen, die sich vermitteln lässt.
Musik
Freiheit und Chaos: Die Staatskapelle Berlin in der Philharmonie
Unter der Leitung von Rafael Payare zeigte sich die Staatskapelle Berlin auch im Bereich der Avantgarde Weltklasse.

Rafael Payare.Foto: OSM