Museen

Deutsches Historisches Museum in Berlin: Die Schattenseiten der ersten Ausstellungen über die NS-Besatzung

Nach 1945 zeigten Museen in London, Paris, Warschau und Prag NS-Verbrechen – oft einseitig. Die neue Schau „Gewalt ausstellen“ im DHM von Agata Pietrasik rückt verdrängte Perspektiven ins Licht.

Eröffnung der Ausstellung über die Verbrechen Hitlers im Grand Palais in Paris, Frankreich, im Juni 1945.
Eröffnung der Ausstellung über die Verbrechen Hitlers im Grand Palais in Paris, Frankreich, im Juni 1945.Gamma-Rapho/Getty Images

Runde Jahreszahlen bieten regelmäßig Anlass für Erinnerungen, Mahnungen und Ausstellungen. Kaum eine Zahl prägt die Museums- und Gedenkstättenlandschaft so stark wie „1945“ – nicht nur in Berlin, sondern auch in Paris, London oder Warschau. Bereits vor rund 80 Jahren thematisierten Ausstellungen an diesen Orten die deutschen Verbrechen. Wie aber kann oder soll man Gewalt, gar den Holocaust, darstellen? So alt die Frage, so zahlreich die Versuche nach Umgang und Einordnung. Wenn sich Adornos berühmt gewordenes und später teilweise revidiertes Postulat um Lyrik nach Auschwitz aufdrängt, so muss dem genauso Ruth Klüger, Schriftstellerin und Holocaust-Überlebende, entgegengehalten werden. Sie verfasste 1944 als KZ-Häftling zwei Gedichte über Auschwitz und unterstrich in ihren späteren Erinnerungen, wie die Insassinnen just im Aufsagen von einst gelernten Versen Trost fanden. Ungleiche Perspektiven auf die von Deutschland ausgehende Gewalt zeigen auch die im DHM präsentierten Ausstellungen aus den Jahren 1945–1948. Das Komplementäre ist dabei zugleich Spiegel dessen, wie die jeweiligen Länder und Opfergruppen vom Weltkrieg betroffen waren und welche Geschichtspolitik sie nach 1945 verfolgten.

Berliner Zeitung

Mit einem Abo weiterlesen

  • Zugriff auf alle B+ Inhalte
  • Statt 9,99 € für 2,00 € je Monat lesen
  • Jederzeit kündbar