Von Femizid spricht man, wenn Frauen oder Mädchen getötet werden, einfach weil sie weiblichen Geschlechts sind. Der Mörder oder Totschläger kann der Partner sein, mit Femizid ist aber auch das gezielte Töten von Frauen und Mädchen in bewaffneten Konflikten gemeint oder im Rahmen von Bandenkriegen. Seinen Ursprung hat der Begriff in einem Artikel aus dem Jahr 1990, verfasst von Diana Russell und Jane Caputi. Die beiden Autorinnen beschrieben Femizid als das extreme Ende eines Kontinuums von Gewalt gegen Frauen, egal ob es sich dabei um körperliche oder verbale Gewalt handele. „Wann immer diese Formen von Terrorismus in einem Tod münden, werden sie Femizide.“ Auf den Fall der sechsfachen Mutter, die am vergangenen Freitag von ihrem Ex-Partner in Berlin-Pankow auf der Straße erstochen worden ist, trifft dieser Begriff wohl zu.
Femizid ist kein juristischer Begriff, er ist ein Werkzeug und eine ursprünglich feministische Ansage gegen Begriffe wie Beziehungstat oder Familiendrama, die oft angewendet werden, wenn ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin tötet – so als liege die Verantwortung für den Tod nicht nur beim Mann, sondern in der Beziehung, vielleicht sogar auch bei der Frau. Diese Begriffe sind nicht nur ungenau, sie verschleiern, dass hier Frauen kontrolliert werden sollen – etwa hinsichtlich ihrer Sexualität oder ihrer Entscheidungsfreiheit. Oft ist das Motiv des Mannes Eifersucht oder Zurückweisung. In Deutschland geschieht etwa jeden dritten Tag ein Femizid.
Femizid: Die Perversion von Macht und Kontrolle
Die Zahl der Femizide hat zugenommen, seitdem Frauen selbstständiger geworden sind und sich Männer deshalb in ihrer vermeintlichen Dominanz herausgefordert fühlen. Tatsächlich reflektiert jeder Femizid patriarchalisches Denken, sein Ziel ist es, eine Ordnung wiederherzustellen, in der der Mann den weiblichen Körper kontrolliert und der Frau überlegen ist.
Auch der Begriff „Ehrenmord“ taucht im Zusammenhang mit dem Begriff Femizid auf, auch was den jüngsten Fall in Berlin angeht. Er ist umstritten. Manche halten ihn für rassistisch und irreführend, indem er eine stereotype Wahrnehmung muslimischer Männer fördert.
