Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Familienvater, Millionär, hätte sein Land längst verlassen, sich retten können, denn sein Leben ist in höchster Gefahr. Es gibt genug Nationen, die ihm Asyl gewähren würden. Ein entsprechendes Angebot der USA soll er am Freitag mit den Worten abgelehnt haben, er brauche keine Mitfahrgelegenheit, sondern Waffen.
Не вірте фейкам. pic.twitter.com/wiLqmCuz1p
— Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) February 26, 2022
Aber Wolodymyr Selenskyj ist in seinem Land, in dessen Hauptstadt, und wie er seine Anwesenheit inszeniert, ist eindrucksvoll. Er trägt keinen Anzug mehr, keine Krawatte wie in den Fernsehansprachen am ersten Tag. Mit seinem Handy filmte er sich am Samstagmorgen in den Straßen von Kyiw, das unglaublicherweise noch steht nach dieser Nacht, das nicht eingenommen worden ist von den russischen Angreifern. In einem olivfarbenen T-Shirt, über dem er eine Weste trug, trat Selenskyj Gerüchten entgegen, er habe die ukrainische Armee dazu aufgefordert, die Waffen niederzulegen. „Ich bin hier, wir legen unsere Waffen nicht nieder. Wir werden unser Land verteidigen. Unsere Wahrheit ist, dass dies unser Land ist, unser Land, unsere Kinder, und wir werden all dies schützen.“ Der Präsident sah müde aus, unrasiert, aber seine Stimme zitterte nicht wie in seinen Fernsehauftritten kurz nach dem Angriff.
Zelensky posts a video with top aides + his prime minister, apparently from above ground in Kyiv.
— Felix Light (@felix_light) February 25, 2022
“We are all here, our soldiers are here … we are defending our independence” pic.twitter.com/CX7s7Rq0ED
Am Abend davor hatte es ein ähnliches Handy-Video gegeben. Selenskyj zeigte sich mit mehreren ranghohen Politikern auf den Straßen von Kyiw. „Wir alle sind in Kyiw. Wir schützen unseren Staat und unsere Unabhängigkeit.“ Er nannte den Namen jedes Einzelnen aus seinem engsten Führungskreis und fügte dann nur ein Wort hinzu: hier. Denn er weiß von den Gerüchten, er und andere hohe Politiker hätten die Ukraine verlassen.
