Service

Da müssen Sie am Wochenende hin: Die Kulturtipps der Redaktion

Wie wäre es mit exquisitem Puppentheater in Potsdam, Lichtspielen im Pergamonmuseum oder einem Besuch beim Achtung-Berlin-Filmfestival? 

Uroš Pajović/BLZ

„Der Fall Hamlet“ – eine Puppe der Macht

Lieber nichts tun, als schuldig zu werden im unüberblickbaren Gefüge der Mächte und ihrer Interessen – das ist die Haltung, mit der sich Hamlet immer tiefer in die Bredouille bringt. Wem kann er trauen, wer liebt, wer verrät ihn, was will er selbst, was daran ist Manipulation? Schließlich führt nur noch die äußere Katastrophe aus seinen inneren Konflikten: die Auslöschung seiner Familie und seiner selbst.

Hamlet, der kein Instrument sein will, auf dem andere spielen – an diesem Abend tritt er in Form einer Puppe auf, eine Puppe in den Händen von mehr oder weniger verborgenen Mächten, den Spielern Pierre Schäfer und Veronika Thieme. Gebaut hat ihn Suse Wächter und mit einem indifferenten Gesichtsausdruck versehen, in den man alles hineinlesen kann, wie schon der Trailer zeigt. Ein Meisterstück des Puppenspiels, für das sich die kleine Reise nach Potsdam lohnt. Ulrich Seidler

Der Fall Hamlet. 14., 15. April, 20 Uhr im T-Werk, Schiffbauergasse 4 E, Karten und Informationen unter t-werk.de


Ausstellung zur Pariser Kathedrale Notre-Dame im Institut Français

Am 15. April 2019 stand die Kathedrale Notre-Dame in Flammen, und in ganz Europa und auch in vielen anderen Ländern guckte man damals bang nach Paris. Mit dem Brand beginnt die interaktive Wanderausstellung „Notre-Dame de Paris – Weltreise einer Kathedrale“, die am 15. April im Maison de France in Berlin eröffnet wurde.

Die Ausstellung bietet einen Einblick in die Geschichte der weltberühmten Kathedrale und in die Restaurierungsarbeiten, die noch immer nicht ganz abgeschlossen sind. Die Ausstellung wurde von dem französischen Tech-Start-up Histovery in Zusammenarbeit mit der Einrichtung für die Erhaltung und Restaurierung der Kathedrale Notre-Dame de Paris entwickelt. Ausgestattet mit dem HistoPad-Tablet scannen die Besucherinnen und Besucher die „Tore der Zeit“ und können sich auf dieser Weise die Geschichte der Kirche erschließen. Susanne Lenz

Notre-Dame de Paris – Weltreise einer Kathedrale. Bis zum 15. Juli im Maison de France, Kurfürstendamm 211, geöffnet von Mittwoch bis Samstag von 12 bis 18 Uhr, der Dienstag ist für Gruppen reserviert, die sich vorher anmelden müssen: anmeldung.berlin@institutfrancais.de. Der Eintritt kostet sechs Euro.


Pergamonmuseum: Liam Gillicks „Gefilterte Zeit“ von Babylon

Jahrtausendreise zurück: Ausstellungsansicht von Liam Gillicks „Filtered Time“ im Vorderasiatischen Museum 
Jahrtausendreise zurück: Ausstellungsansicht von Liam Gillicks „Filtered Time“ im Vorderasiatischen Museum Jacopo La Forgia/ Galerie Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul

Man könnte die grandiosen Licht- und Farbprojektionen des Briten Liam Gillick auf der Prozessionsstraße von Babylon, dem Ischtar-Tor, den monumentalen Skulpturen von Tell Halaf als eine Art Abschiedsfeier deuten. Die Vernissage geriet denn auch zu einer Art heidnischer Hochmesse – für die Antike wie für die Hightech-Lichtkunst, bei der sich die Leute nur so drängten. Für lange Zeit wird das Pergamonmuseum wegen der dringlichen Generalsanierung dicht sein für Besucher, damit auch das im Haus befindliche Vorderasiatische Museum. „Filtered Time“ taucht die Schönheit der genannten kunstvollen Bauwerke aus fernen Epochen noch einmal in mystisches Licht, in Klang-Bilder, die uns 6000 Jahre in der Kulturgeschichte zurückbeamen, uns ins legendäre, ferne Zweistromland führen, an den Ort des Gilgamesch-Epos und dorthin, wo die Nacht über die sündigste Weltstadt des Altertums sank, eine Hochkultur unterging und wo sich heute eine Region erstreckt, die im Zeitalter der Moderne abermals von Kriegen und Krisen gezeichnet ist.

Schon seit den 1990er-Jahren setzt sich Gillick, der Deutschland 2009 auf der Kunstbiennale Venedig vertrat, kontinuierlich mit der Geschichte und den Kunstwerken des Pergamonmuseums auseinander. Gillicks zauberische Licht-Show trifft auf archäologische Artefakte, er inszeniert eine immersive Raumerfahrung. Ingeborg Ruthe

Filtered Time. Vorderasiatisches Museum im Pergamonmuseum, Museumsinsel, bis 15. Oktober, Di.–So. 10–18/Do. bis 20 Uhr. Das Projekt wird unterstützt vom Einstein-Zentrum Chronoi


Jürgen-Gosch-Special auf Nachtkritik.de

Noch bis Sonntag läuft auf der Streamingseite der Theaterkritikplattform Nachtkritik.de ein digitales Jürgen-Gosch-Festival. Inszenierungen des 2009 gestorbenen Theaterregisseurs werden jeweils 24 Stunden lang verfügbar gemacht, am Wochenende sind das jeweils ab 19 Uhr am Freitag „Die Möwe“ (Anton Tschechow), Sonnabend „Der Gott des Gemetzels“ (Yasmina Reza) und Sonntag „Hier und Jetzt“ (Roland Schimmelpfennig). 

Während des gesamten Zeitraums ist der Dokumentarfilm „Erinnerungen an Jürgen Gosch“ von Grete Jentzen und Lars Barthel zu sehen. Die Filmemacher begleiteten den Regisseur in seinem letzten Jahr bei der Arbeit und konnten auf altes Material zurückgreifen. Ulrich Seidler

Der historische Stream: Jürgen-Gosch-Special. Bis 17. April auf nachtkritik.de


„Pia Piano“ und noch viel mehr Filme bei Achtung Berlin

Szene aus „Pia Piano“
Szene aus „Pia Piano“Achtung Berlin

An diesem Wochenende endet vielleicht der Winter. Für Sonnabend und Sonntag ist Regen in großzügiger Menge angekündigt, genug, um alle Frühlingsblumen zu versorgen. Wer nicht selbst dabei allzu nass werden will, kann sich an beiden Tagen ab dem Nachmittag gemütlich im Kino einrichten. Das Filmfestival Achtung Berlin bietet an acht Spielorten ausgiebig Programm, mit Spiel- und Dokumentarfilm-Uraufführungen und Kurzfilmen, mit einem Special zu Themen der Stadt, einer Retrospektive zum Kino der DDR.

Herausgegriffen sei hier nur „Pia Piano“ von Sylke Enders, weil uns vor 20 (!) Jahren ihr Film „Kroko“ so gut gefallen hat. Die Drehbuchautorin und Regisseurin ist derzeit Stipendiatin im Schloss Wiepersdorf. Die Filmerzählung geht aus von einer Begegnung im Wald: Die zwölfjährige Diana findet eine regungslose junge Frau, deren Beine zerkratzt sind. Die Frau wacht auf, Diana fragt nicht, sie kümmert sich. Die Frau ist Pia aus dem Titel, ihre Erinnerung führt in die Stadt, denn der Film läuft in der Sparte Berlin-Spotlights. Sylke Enders bringt die Generationen zusammen. Cornelia Geißler

Achtung Berlin. Täglich noch bis 19.4. „Pia Piano“, Sonntag 15.30 Uhr, Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz


Empfehlungen aus dem Ticketshop: