Debatte

Ach, ihr Linken! Gebt doch endlich Gedankenfreiheit

Mit kühnen Thesen riskiert man als Denker seinen Job. Cancel Culture gibt es wirklich. Die Ersten verstecken sich im Intellectual Dark Web. Ein Debattenbeitrag.

Graffito mit dem Gesicht einer Person mit einer Mund-Nasen-Maske und dem Schriftzug „Mundtot“ in Berlin-Prenzlauer Berg.
Graffito mit dem Gesicht einer Person mit einer Mund-Nasen-Maske und dem Schriftzug „Mundtot“ in Berlin-Prenzlauer Berg.imago images/snapshot-photography/T. Seeliger

Zürich-Es geht ein Gespenst um: der Cancelgott. Man sieht ihn nicht, aber er sieht uns. Er weiß, was wir vor fünf Jahren im Radio gesagt oder vor drei Jahren auf Facebook gepostet haben. Und nur so viel: Er ist oft nicht amused. In letzter Zeit gar noch weniger. Niemand hat ihn je gesehen, weshalb manche denken, dass es ihn gar nicht gibt. Aber wer heutzutage „mit den falschen Leuten“ eine Lesung, eine Kabarettvorstellung, ein Seminar abhält oder daran teilnimmt, vielleicht nur einen Kaffee trinkt, könnte eine Nachricht vom Cancelgott bekommen, also indirekt natürlich, denn auch dieser Gott spricht nur durch Auserwählte – dass man nämlich ausgeladen sei, „umstritten“, arbeitslos. Gecancelt eben.

Berliner Zeitung

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