Rezension

Bully lässt die Kirche im Dorf: „Das Kanu des Manitu“ ist nahezu woke-positiv

Im neuen Film „Das Kanu des Manitu“ zeigt der Regisseur und Schauspieler Michael Herbig, wie angenehm unaufgeregt und komisch das Kino auf woke Diskurse reagieren kann.

Michael Bully Herbig („Abahachi“) und Christian Tramitz („Ranger“) in einer Szene des Films „Das Kanu des Manitu“.
Michael Bully Herbig („Abahachi“) und Christian Tramitz („Ranger“) in einer Szene des Films „Das Kanu des Manitu“.Luis Zeno Kuhn/herbX film/Constantin Film/dpa

Jeder woke Aktivist dürfte zufrieden sein, wenn er „Das Kanu des Manitu“ im Kino sieht. Oder, um es weniger zugespitzt zu formulieren: Menschen, die sich gegen verschiedene Arten der Diskriminierung einsetzen, für Feminismus oder sich Gedanken über kulturelle Aneignung machen, werden spätestens nach diesem Filmerlebnis wissen, dass ihre Themen im Mainstream angekommen sind und dort äußerst behutsam und mit freundlichem Humor behandelt werden können. Regisseur Michael Bully Herbig scheint mit jeder Szene sagen zu wollen: Jetzt lasst uns mal die Kirche im Dorf lassen.

Gleich zu Beginn macht der 57-Jährige klar, dass er natürlich mitbekommen hat, worüber (nicht nur) hierzulande in den letzten Jahren heftig gestritten wird, und dass auch er 2025 nicht einfach eine unreflektierte Karl-May-Parodie auf die Leinwand bringen möchte. Da sitzt der von ihm selbst gespielte Winnetou-Verschnitt Abahachi bei einer wohl indigenen Wahrsagerin, die ihn etwas verständnislos darauf anspricht, dass ihn eine Blutsbrüderschaft mit einem alten, weißen Mann verbinde? Abahachi zuckt nur mit den Schultern. Ist eben so. Als sie ihm daraufhin anstrengende Abenteuer und die „schwerste Prüfung“ seines Lebens prophezeit, antwortet er im bayerischen Dialekt: „Äh, eigentlich wollte ich nur wissen, wie das Wetter morgen wird.“

Berliner Zeitung

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