Hollywood in Berlin

Brad Pitt im Hotel Adlon: „Ich liebe Berlin“

Um seinen neuen Film „Bullet Train“ vorzustellen, erschien Brad Pitt zur Pressekonferenz in Berlin. Doch irgendetwas fehlte.

Brad Pitt bei seinem Promo-Stopp in Berlin
Brad Pitt bei seinem Promo-Stopp in Berlindpa

„Ich bin Steven“, hört man leise auf Englisch aus dem Gang um die Ecke, der zum Podium führt. „Oh unser Moderator! Schön, Sie kennenzulernen“, antwortet ein Unbekannter. Steven ist Steven Gätjen, unser Mann in Hollywood, heute aber in Berlin, weil Hollywood zu Gast ist. Der Rest von Stevens Gespräch bleibt ein Geheimnis – jemand von der Security schließt die offene Tür, auf die circa 50 Journalisten starren. Kurz darauf schleichen drei Menschen mit Make-up-Taschen und Haarspray heraus und nehmen in Bühnennähe Platz, bereit für den Notfall. „Wo ist Brad?“, flüstert es hinter der wieder zufallenden Tür – „im Badezimmer“.

Schließlich, mit einer halben Stunde Verspätung, betreten die Gäste dann den Saal. Regisseur und Produzent David Leitch mit seiner Co-Produzentin und Ehefrau Kelly McCormick, gefolgt von den Schauspielern Aaron Taylor-Johnson, Brian Tyree Henry und Joey King. „Last but not least: Ladybug Brad Pitt!“, ruft Gätjen schließlich und der 58-Jährige, ganz in Altrosa, nimmt bescheiden lächelnd in der Mitte Platz. Manche Kollegen lassen sich zu kurzen Kreischern hinreißen, doch die allgemeine Contenance ist schnell wiederhergestellt. „Keine persönlichen Fragen“ war die Ansage vor der Pressekonferenz – Leser, die auf Neuigkeiten zum Streit ums Weingut in der Scheidung Jolie-Pitt gehofft haben, müssen an dieser Stelle also enttäuscht werden.

Glaubt Brad Pitt an Schicksal?

Die Beteiligten sind gekommen, um über ihren neuen Film zu sprechen, „Bullet Train“, eine Mischung aus „Strangers on a Train“ auf Speed und „Snakes on a Plane“. Fast die komplette Handlung spielt in einem japanischen Schnellzug, was sowohl Corona-drehfreundlich war, als auch Regisseur Leitch, der in der Vergangenheit fünf Mal als Brad Bitts Stuntdouble arbeitete, künstlerisch reizte: „Einschränkungen führen zu Kreativität. Das Ziel ist, Probleme zu kreieren, die man mit der Choreografie lösen kann“. Pitt gibt im Film einen Auftragskiller mit dem erwähnten Decknamen Ladybug, Englisch für Marienkäfer, der dem neuerdings pazifistisch eingestellten Helden, Hoffnung auf ein baldiges Ende seiner vermeintlichen Pechsträhne geben soll. Ob er an so etwas wie Glück oder Pech glaube, will eine Kollegin nun wissen. „Ich tendiere dazu“, sagt Pitt. „Ich weiß nicht, wie viel in unserem Leben Schicksal ist, ob wir vielleicht nur Puppen in einem Theaterstück sind oder selbst auch etwas verändern können. Ich glaube, beides spielt zusammen. Aber auch nur, weil ich keine bessere Antwort habe.“

Inhaltlich muss man nicht unbedingt mehr erwarten von einem Gespräch zu einem Film, der vor allem glorreich inszenierter Klamauk mit viel Blut, Prügel und prominenten Gastauftritten ist – zudem sind Pressekonferenzen selten der Ort für große Auftritte. Und doch meint man ein Defizit zu spüren, sucht vergeblich nach der Aura eines der größten Filmstars unserer Zeit. Ob er den Hype vermisst habe? „Nein. Aber ich bin stolz auf den Film und freue mich, dass Menschen ihn gemeinsam im Kino ansehen können.“ Vielleicht muss sich Brad Pitt erst wieder an das Leben in der Manege gewöhnen – vielleicht ist auch nur den Zuschauern der Zirkusbesuch fremd geworden. Ein Satz zieht natürlich immer: „Ich liebe Berlin“.