Die Woche auf dem Boulevard

Anja Rützels Kolumne: Jürgen Drews hat „wieder alles im Griff“

Luke Mockridge macht wieder auf sich aufmerksam, Dieter Bohlen auch, und Jürgen Drews macht erst einmal Schluss. Die Woche auf dem Boulevard mit Anja Rützel.

Glücklich im Ruhestand: Jürgen Drews.
Glücklich im Ruhestand: Jürgen Drews.dpa/Malte Krudewig

Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?

Luke Mockridge. Dessen juristischer Vertreter hatte vor dem Hamburger Landgericht eine einstweilige Unterlassungsverfügung beantragt, die dem Comedian Thomas Spitzer verbieten sollte, sowohl den Künstler Mockridge als auch dessen Werk als „scheiße“ zu bezeichnen. Dieses Güteurteil hatte Spitzer in einem Tweet formuliert. Das Gericht wies den Antrag ab, weil es keine Beleidigung erkennen konnte, und mir persönlich kommt Mockridges Versuch zumindest minimal überempfindlich vor. Wäre ich mutiger und outlawmäßiger unterwegs, als ich es in Wirklichkeit bin, würde ich jetzt mal testweise schreiben, dass ich Mockridge generell und sein Werk im besonderen wirklich nicht lustig finde, und dann mal schauen, was passiert.

Dieter Bohlen kehrt zurück ans Jurypult von „Deutschland sucht den Superstar“ – wie überrascht waren Sie von dieser sonderbaren Personalie?

Eigentlich sollte mich ja wirklich gar nicht mehr erschüttern, wenn es um das erratische Gebaren mancher Fernsehsender geht – seit der trotzigen Wiederbelebung aller abgewrackten TV-Figuren, die sich nicht schnell genug im Heizungskeller verstecken, wenn RTL oder SAT1 an der Haustüre schellen, scheint es ja wirklich kaum mehr Peinlichkeitsgrenzen zu geben. Bohlen aber erst vom Hof zu jagen, weil man sich bei RTL nun sensibler, weniger krawallig und insgesamt modern-menschlicher geben wollte, und ihn dann zurückzuholen, weil die Quote von DSDS ohne seine Schablonensprüche noch weiter abgerauscht ist – das finde ich schon nochmal extratrist. Ich war kein riesiger Fan von Bohlens Jurynachfolger Florian Silbereisen, aber zumindest war er nicht unnötig grob zu den Kandidatinnen und Kandidaten, das war ein Fortschritt. Die gute Nachricht ist natürlich, dass DSDS nach der nächsten, 20. Staffel eingestellt werden soll. Verlassen kann man sich darauf nun natürlich nicht mehr.

Mallorca-Monarch Jürgen Drews machte vergangene Woche quasi den umgekehrten Bohlen: Er verkündete sein Karriereende. Werden Sie ihn vermissen?

Tatsächlich ja. Ich fand Drews als TV-Figur immer interessant und singe auch heute noch regelmäßig ein Lied von ihm an (meist zugegebenermaßen allerdings nur in Gedanken), wenn bei mir mal wieder was schiefläuft: „Wieder alles im Griff / Whoa-oh-oh-oh / Auf dem sinkenden Schiff / Whoa-oh-oh-oh / Keine Panik auf der Titanic / Land in Sicht, wir sterben nicht“ heißt der Refrain, und seine natürlich trügerisch tröstliche Botschaft ist doch wirklich genau das richtige Mindset für unsere Zeit. „Wieder alles im Griff“ war übrigens der Titelsong zu Drews’ sonderbarem TV-Erotikquiz „Strip“, bei dem sich Ende der Neunziger die Verlierer tatsächlich im Studio ausziehen mussten. Sowas wird heutzutage doch gar nicht mehr hergestellt. Während der Show sang Drews immer wieder aus nichtigsten Anlässen besagten Refrain, diese Unverwüstlichkeit hat mir schon damals imponiert.

Um unserer Chronistenpflicht nachzukommen und den immer kühner ausschlagenden Stammbaum der Musk-Dynastie weiterhin engmaschig journalistisch zu begleiten, müssen wir kurz noch darüber reden, dass Elon Musks Vater jetzt erzählte, dass er vor ein paar Jahren auch noch einmal Nachwuchs bekommen hat – wie kürzlich sein Sohn.

Ja, und zwar mit seiner 41 Jahre jüngeren Stieftochter, mit deren Mutter er zuvor 18 Jahre lang verheiratet war. Klingt wie eine dieser verwirrenden Mathe-Textaufgaben, aber so sagte es der 76-jährige Errol Musk der britischen „Sun“. Das Kind sei demnach 2019 auf die Welt gekommen. „Der einzige Grund, warum wir auf der Welt sind, ist Fortpflanzung“, erklärte Musik Senior, und ich bin mir wirklich unsicher, ob wir diese stetig wachsende Familie weiter im Auge behalten oder ihre Existenz lieber großflächig verdrängen sollten.

Was macht eigentlich Helene Fischer?

Das ist diese Woche eine besonders gute Frage. Ich persönlich wüsste ja gern, ob sie nun nächstes Jahr nicht mehr „Deutschland sucht den Superstar“ anschaut – oder im Gegenteil nun erst recht wieder einschaltet.

Die Fragen stellte Christian Seidl.


Anja Rützel ist freie Autorin und schreibt vor allem über Fernsehen und Tiere. Für die Berliner Zeitung am Wochenende beobachtet sie die wunderliche Welt der Promis.