„Eingemeißelt bist du in die Annalen unseres Volkes.“ – Mit diesen Worten endet ein Stück des israelischen Dramatikers Hanoch Levin: „Mord“. Es ist eine Parabel über wiederkehrende Zyklen von Rache und Gewalt in Israel/Palästina, wenige Jahre nach dem Mord an Yitzhak Rabin. Ausgesprochen werden die Worte von einem israelischen Offizier, als er den abgetrennten Kopf eines palästinensischen Arbeiters einer Prostituierten übergibt, die zuvor darauf uriniert hat. Ist das Antisemitismus? Läse man in die „Annalen unseres Volkes“ das jüdische – statt das israelische – Volk hinein, könnte man womöglich auf so einen (falschen) Schluss kommen. Jedoch auch nur, wenn man einzelne Sätze isoliert und ihnen eine verkürzte Politlogik andichtet, die dem Credo des Stücks, als humanistische Innenschau von Terror und Hass, direkt widersprechen.

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