Pandemie

Israel: Corona-Impfung alle sechs Monate?

In Israel wird die vierte Impfung vorbereitet. Der Corona-Chef des Landes hofft auf Impfstoffe, die Mutanten besser abdecken. 

Simulation eines Corona-Virus. 
Simulation eines Corona-Virus. dpa

Der Corona-Beauftragte der israelischen Regierung hat sein Land aufgefordert, Vorbereitungen für die Verabreichung der vierten Dosis des Coronavirus-Impfstoffs zu treffen. „Angesichts der Tatsache, dass das Virus hier ist und weiterhin hier bleiben wird, müssen wir uns auch auf eine vierte Injektion vorbereiten“, sagte Salman Zarka einem staatlichen Radiosender am Sonnabend. Er führte nicht aus, wann die vierte Impfung schließlich verabreicht werden könnte. Zarka sagte, dass die nächste Auffrischimpfung modifiziert werden sollte, um einen besseren Schutz vor neuen Varianten des Sars-CoV-2-Virus zu bieten, so etwa der besonders infektiösen Delta-Variante. Das Leben werde sich künftig in Wellen abspielen, sagte Zarka: „Wenn wir die Lehren aus der vierten Welle ziehen, müssen wir anscheinend die Möglichkeit nachfolgender Wellen mit den neuen Varianten, wie der neuen aus Südamerika, berücksichtigen“, sagte er kürzlich in einem Interview mit der Times of Israel: „Wenn man bedenkt, dass die Zahl der Antikörper im Lauf der Zeit zurückgeht, scheint es, dass wir alle paar Monate – es könnte einmal im Jahr oder alle fünf oder sechs Monate sein – eine weitere Spritze brauchen.“ Zarka sagte, er rechne damit, dass Israel bis Ende 2021 oder Anfang 2022 modifizierte Impfstoffe haben werde, die speziell auf neue Varianten abgestimmt sind.

Israel – das erste Land, das offiziell eine dritte Dosis anbot – begann seine Auffrischungs-Kampagne am 1. August, die für alle über 60-Jährigen gestartet wurde. Das Alter wurde seither schrittweise gesenkt und vergangene Woche auf alle Personen ab zwölf Jahren ausgeweitet, die vor mindestens fünf Monaten die zweite Impfung erhalten hatten. Bis Freitag hatten über 2,5 Millionen Israelis die dritte Dosis erhalten.

Israel hat trotz der hohen Durchimpfungsquote eine der höchsten Neuinfektionsraten weltweit. Die Krankenhausbelegung mit Corona-Erkrankten steigt, auch mit vollständig geimpften Personen. Ministerpräsident Naftali Bennett hat vor einigen Tagen einen neuerlichen Lockdown nicht ausgeschlossen.

In Italien wird unterdessen eine allgemeine Impfpflicht diskutiert. Ministerpräsident Mario Draghi hatte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz bejaht, dass er sich vorstellen könne, eine allgemeine Impfpflicht einzuführen. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die europäische und die italienische Arzneimittelagenturen die Impfstoffe nicht mehr als Notfall-Arznei – sprich einen Impfstoff mit bedingter Zulassung –, sondern als gewöhnliche Arzneimittel mit vollständiger Zulassung einstufen. Der Chef der Sozialdemokraten, Enrico Letta, begrüßte die Aussage Draghis.

Der ebenfalls anwesende Gesundheitsminister Roberto Speranza fügte hinzu, dass bereits eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal in Italien bestehe. In Italien hatte zudem die Ausweitung des sogenannten Grünen Passes (Green Pass) auf Schulen und Universitäten zuletzt für Aufregung gesorgt. Hierbei müssen zum Beispiel Lehrkräfte ab dem im September beginnenden Schuljahr einen Corona-Impf-, Negativtest- oder Genesungsnachweis haben, um zum Präsenzunterricht kommen zu dürfen.

Die Chefin der rechtsnationalen Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens), Giorgia Meloni, sagte der Zeitung La Stampa, sie stelle sich auf die Seite der rechten Lega von Ex-Innenminister Matteo Salvini, eine Impfpflicht abzulehnen: „Ich glaube, Salvini hat recht, eine vernünftige Position zu vertreten, die wir mittragen und die von der Mehrheit der europäischen Länder geteilt wird“, erklärte die Politikerin.